geschliffen waeren, nach den Reizen der Ballschoenen, lassen ganze
Reihen sitzen und tanzen nicht, und geben sie sich auch einmal zu
einem Walzerchen und Kotilloenchen her, so meint man, sie wollen den
letzten Atem ausschnaufen, so wogt es in den ausgedoerrten
Herzkammern. Kann solche Lumperei einem jungen, schoenen, in der Fuelle
der Kraft strotzenden Maedchen, das zwei solcher Flederwische an die
Wand schleuderte, gefallen? Kann man es einem folgen Engelskind, das
sich so gut wie jede andere abends im Bettchen mit verschlossenen
Augen und verstohlenem Laecheln sein Ideal vormalt und vortraeumt, kann
man es ihr verargen, wenn sie solche Vogelscheuchen gering achtet und
kalt abweist?
"Ein solches Maedchen soll dann kalt sein wie Eis, soll kein Feuer im
Leib haben! Habe ich doch ueber mein Goldmaedchen gestern abend solche
Urteile hoeren muessen; geschossen haette ich mich um sie, waere ich nur
dreissig Jahre juenger gewesen. Sie haette kein Feuer? Habe ich nicht
gesehen, wie sie heute frueh, als Sie, Herr Graf, das Kind retteten,
das Fenster aufriss und beinahe hinaussprang aus purem Mitgefuehl! Und
dies es Maedchen haette kein Feu--"
"Das hat sie getan?" fragte der glueckliche Martiniz, bis an die Stirn
erroetend. "Sie hat das Fenster ein wenig geoeffnet und herausgesehen?"
"Was oeffnen und heraussehen! Dazu braucht man zwei Minuten; aber
aufgerissen hat sie das Fenster, dass sie mir den Schokoladebecher
beinahe aus der Hand schlug, sie war in zwei Sekunden fertig! Sehen
Sie, so ist das Maedchen; Feuer und Leben, wo es etwas Schoenes,
wahrhaft Freudiges, Erhabenes gilt, schwaermerisch empfindsam, wenn
sie wahre Leiden der Seele sieht aber kalt und abgemessen, wenn die
leere, schale Alltaeglichkeit sich ihr aufdraengen will."
Mit einem Feuerblick an die Decke, die Rechte auf das lautpochende
Herz gelegt, trank Graf Martiniz wieder einen stillen Toast, der
nirgends widerklang, als in seinem tiefen Herzen; aber dort traf er
so viele Anklaenge, dass dieses wehmuetige, traurige Herz, das solange
nichts kannte--als die Wehmut und den Kummer heimlicher Traenen, im
stillen, aber vollen Jubel aufschwoll und sich stolz wie vor Zeiten
unter dem Ordensband hob, das es von aussen zierte.
Er sagte dem Hofrat, dass er, wenn es moeglich waere, waehrend seines
hiesigen Aufenthalts gerne von einem Empfehlungsschreiben an den
wuerdigen Herrn Praesidenten Gebrauch machte, das er heute durch den
Gesandten seines Herrn von dem Mi
|