Wissen
bekam, desto unzarter schien es ihm, auf diesem Wege in seine
Geheimnisse eindringen zu wollen.
Aber unablaessig verfolgte ihn der Gedanke, dass er vielleicht, wenn er
das Naehere ueber des Grafen Krankheit wuesste, helfen koennte. So sass er
eines Morgens in seinem Zimmer, dem man die Junggesellenwirtschaft
wohl ansah; der Kuester hatte im Vorbeigehen zum Schnapshaus ein wenig
bei ihm eingesprochen und erzaehlt, gestern nacht sei der fremde Herr
so zahm gewesen wie ein Lamm, aber geweint habe er wieder, dass ein
Toepfer die Haende darunter haette waschen koennen. Er sann hin und her,
wie man dem Geheimnis benommen koennte; da klopfte es bescheiden an
der Tuer, und der alte Brktzwisl trat zu ihm ins Zimmer.
Der Hofrat konnte den alten Diener wohl leiden; er schien so fest an
seinem jungen Herrn zu haengen, schien so vaeterlich fuer ihn besorgt zu
sein, dass man sah, er muesse ihn schon seit Kindesbeinen gekannt und
gepflegt haben; recht erwuenscht kam er daher gerade in diesem
Augenblick, wo Berner so ganz mit Gedanken an seinen Herrn erfuellt
war. Der Alte war anfangs ein wenig in Verlegenheit, was er sagen
solle; denn dass er nicht aus Auftrag des Grafen komme, hatte Berner
gleich weggehabt. Nachdem er sich in allen Ecken sorgfaeltig umgesehen
hatte, ob nicht sonst wer im Zimmer sei, trat er naeher.
"Mit Exkuese, Herr Hofrat," sagte er, "nehmen Sie es einem alten
Dienstboten, der es gut mit seiner Herrschaft meint, nicht ungnaedig,
wenn er ein Woertchen im Vertrauen sprechen moechte!"
"Wenn es keine Klagen ueber deinen Herrn sind, so rede immerhin frisch
von der Leber weg!" sagte Berner.
"Klagen! Jesus Maria, wie kaeme ich bei unserem jungen Herrn zu
Klagen; habe ich ihn doch auf den Haenden getragen, als er's
Vaterunser noch nicht kannte, und ihm gedient bis auf den heutigen
Tag, und er hat mir noch kein unschoenes Wort gegeben, so wahr Gott
lebt, Herr, und das sind jetzt fuenfundzwanzig Jahre. Nein, aber sonst
etwas haette ich anzubringen, wenn es der Herr Hofrat nicht ungnaedig
nehmen wollen. Ich weiss, Sie sind meines Herrn bester Freund in
hiesiger Stadt, ja, ich darf sagen, im ganzen Land hier, und mein
Herr hat mir dies nicht nur zehnmal versichert, ich weiss auch vom
Kuester, dass Sie schon seit dem ersten Tag unseres Hierseins etwas
wissen, das Sie keiner Seele wiedergesagt haben, was Ihnen Gott
lohnen wolle--"
"Nun ja," unterbrach ihn der Hofrat, "und Du willst mir erzaehlen, wie
Dein He
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