n, was wir Welt nennen? Er war auf Hofbaellen von Kaisern und
Koenigen gewesen, er hatte mit einer Fuerstin eine Polonaese eroeffnet
und ihr dabei die Schleppe von der _drap d'argent_'nen Hofrobe
abgetreten, dass ihr die Fetzen vom Leibe hingen, und hatte dennoch
dabei die Fassung behalten, obgleich die Durchlaucht einen ganzen
Kartaetschenhagel aus ihrer Augenbatterie auf ihn spielen liess. Er
hatte--doch was konnte es ihm in diesem suessen Augenblicke helfen, dass
er sich sonst nicht so leicht verblueffen liess? Der Moment riss ihn
hin; sie, die er mit aller Macht heimlicher Glut liebte, sie, die in
seinen Traeumen allnaechtlich ihm erschien und ihn zum Gott machte, sie
hatte um ihn geweint, weil sie ihn fuer ungluecklich hielt!
Und als er jetzt zu ihr hinaufblinzelte, als er die ruehrende Scham
aus dem engelreinen Gesichtchen, das holde Laecheln um den Mund,
tiefer hinab die Schneepracht des Halses, dieses Nackens, dieser
Brust ansah--er hatte auf seiner grossen Tour alle Galerien der Welt,
die Kunstschaetze der Malerei, die lockenden, majestaetischen,
niedlichen Formen der alten und neuen Bildhauerkunst gesehen, mit
wahrhaftem Kunstfleiss studiert, und was waren sie, was war Venus und
alle Grazien, was war Madonna und alle die herrlichen, heiligen
Gesichtchen aller Zeiten und Schulen gegen dieses geheimnisvolle
Amorettenkoepfchen? Es lag ein Liebreiz in diesem suessen Wesen.--Er
hoerte sie seufzen, eine grosse, helle Perle hob sich unter den
seidenen Wimpern; er ergriff ihre Hand und drueckte seinen Mund
darauf; sie zog das weiche Wunderpatschchen nicht weg.
"Koennen Sie zuernen, mein Fraeulein," hub er an, "dass ich zu so
ungelegener Zeit"--er hielt inne, um ihre Antwort zu erwarten--keine
Antwort.
"Wenn ich gewusst haette, dass ich Sie nicht heiter finden wuerde, ich
haette mir gewiss nicht die Freiheit"--noch keine Antwort.
"Sie haben einem Ungluecklichen eine Traene des Mitleids geschenkt;
zarte Herzen wie das Ihrige verstehen einen tiefen Schmerz viel
frueher als andere; moege Gott Ihnen diese Traenen des Mitgefuehls
vergelten, die mir so unendlich wohltun"--keine Antwort, nur Perlchen
um Perlchen draengt sich ueber den feinen Rand der Wimpern.
"Sie zuernen mir also dennoch," fuhr Martiniz truebe laechelnd fort;
"das beste wird sein, ich nehme mir die Freiheit, Sie ein ander Mal
zu besuchen." Er wollte seine Hand aus der ihrigen ziehen; aber Ida
hielt ihn fest.
"Herr Graf!" fluesterte sie leise bit
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