uf sein wiederholtes Pochen habe niemand geantwortet.
Er setzte sich neben Ida und fragte mit der Zutraulichkeit eines
Hausfreundes, ob er den Grund ihres Kummers nicht wissen duerfe. Ach!
er war ja der Grund dieses Kummers, ihm galten ja diese Traenen, die
aus den geheimnisvollen Tiefen des liebevollen Maedchenherzens
heraufdrangen.
Sie wollte antworten, die Stimme versagte ihr; sie wollte laecheln,
aber ihre unwillkuerlich stroemenden Traenen straften sie Luegen; er
hatte so freundlich, so zart gebeten, an ihrem Schmerz teilnehmen zu
duerfen, dass es sie immer mehr und mehr ruehrte. Mit einem
Feldherrnauge schaute der Hofrat in diese wirren Verhaeltnisse; rasch
mussten die Bloessen benuetzt werden. Der Zweck heiliget die Mittel,
dachte er, wirf sie beide in einen wirbelnden Strom, sie werden sich
eher finden, sich vereint an den Strand hinausretten. Er ergriff also
sein Huetchen, brach auf und fluesterte dem Grafen laut genug, dass es
Ida hoeren konnte, ins Ohr: "Und wenn Sie noch zehn Jahre so dasitzen
und nach ihrem Kummer fragen, sie sagt Ihnen doch nicht, warum sie
weint. Um Sie, bester Graf, weint das Fraeulein, weil sie meint, Sie
seien ungluecklich, und doch nicht helfen kann." Mit schnellen
Schritten witschte er aus dem Zimmer; es war ihm zu Mut wie einem,
der gesaeet hat und doch nicht weiss, was aufgehen wird. "Der Wuerfel
liegt," sprach er bei sich, als er die Treppe hinabeilte, "er liegt;
zaehlet nun selbst die Augen und vergleichet euer Gerad oder Ungerad!"
* * * * *
ENTDECKUNG.
Die beiden jungen Leutchen sassen sich gegenueber wie die Oelgoetzen;
keines wagte von Anfang ein Woertchen zu sagen, selbst den Atem
hielten sie fest an sich. Dem Fraeulein hatte der Hofrat durch seinen
gewagten Scherz alles Blut aus den rosigen Wangen gejagt; es war ihr,
als staeche ihr einer einen Dolch von Eiszapfen in das gluehende Herz,
und ein anderer schuette eine Kufe des kaeltesten Wassers ueber sie
herab, und im naechsten Augenblick war ihr wieder so bruehsiedheiss zu
Mut, als ob die Feuerflammenbrandung der Lava in ihren Adern siede
und ein Rheinstrom von rotgluehendem, fluessigem Eisen durch alle ihre
Nerven sich ergoesse. Sie wusste nicht, sollte sie aufspringen und
davonlaufen, sollte sie lachen oder vor Unmut ueber diese Unzartheit
weinen; ein tiefer Seufzer entriss sich dem gepressten Herzen--
Und Martiniz--was hilft in solchen Momenten das vollendetste Studium
desse
|