olle er der naechsten besten
Metze schenken.
"Dies war die einzige Strafe," fuhr Martiniz fort, "die sich der
edle, so schaendlich betrogene Mann erlaubte. Wie unselig rasch ich
handelte, wissen Sie, mein Fraeulein. Meinem Sekundanten wollte er die
Schande meiner Schwester nicht anvertrauen, eine persoenliche
Zusammenkunft mit ihm schlug ich in meiner Wut aus; so stellte er
sich denn mit seinem ganzen Unglueck, mit seinem noch groesseren Edelmut
vor die Muendung meiner Pistole. Jenen ganzen Tag, da ich die Schuld
meiner Schwester und seine Unschuld erfuhr, wuetete ich gegen mich
selbst.
"Ich wurde ruhiger, als es Abend wurde; aber zu derselben Stunde, wo
er verschieden war, fuehlte ich auf einmal seine Naehe, sein
blutbedecktes Bild stand vor mir da; meine Seele fasste das
Schreckliche nicht, ich verfiel in Wahnsinn. Seit jener schrecklichen
Stunde naht er mir alle Nacht und zeigt mir seine klaffende Wunde,
kein Raum ist ihm zu weit, kein Gebet verscheucht ihn, er wuerde mir
im frohesten Zirkel meiner Freunde erscheinen.
"Nur in eine Kirche scheint er sich nicht zu wagen, und meine letzte
Zuflucht ist, mich jede Nacht an den Altar zu retten. Mein Leben ist
fuer jede Freude verloren, mir blueht kein Fruehling mehr; die Natur ist
mir erstorben; ein rastloser Fluechtling, eile ich ueber die Erde hin,
verfolgt vom Gespenste dessen, den mein unueberlegter Rachedurst
erschlug. Ich bin Kain, der seinen edlen Bruder ermordete; ich fliehe
und fliehe, bis sich mir eine fruehe Grube oeffnet, wohin sein blutiger
Schatten nicht mehr dringt, wo ich ausruhe, ungekannt, unbeweint, der
letzte Sprosse meines Stammes, ohne Denkmal als das der Blumen, die
der Fruehling aus meiner Asche keimen laesst."--
Ohne Idas Antwort abzuwarten, hatte sich nach den letzten Worten
Martiniz erhoben und war davon geeilt. Er war von seiner eigenen
Erzaehlung so ergriffen, dass er die laute Teilnahme des geliebten
Maedchens in diesem Augenblick nicht haette ertragen koennen. Ihre zarte
stille Teilnahme, die tausend Zeichen der lautlosen Liebessprache
hatten ohnedies schon so heftig auf ihn gewirkt, dass er die rasende
Glut in seinem gepressten Herzen kaum mehr beschwichtigen, dass er sich
kaum enthalten konnte, die Traenen, die seinem Unglueck flossen, von
den zarten Wangen zu kuessen. Wie eine trauernde Andromache sass Ida,
das Engelskoepfchen auf ihr schneeweisses Haendchen gestuetzt, und liess
die Traenen herab in den Schoss rollen. Nach und nac
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