rr in diesen ungluecklichen Zustand kam, dass er alle Nacht von
einer Art von Wahnsinn befallen wird, willst mich fragen, ob ich
nicht etwa helfen koenne?"
"Ja, das wollte ich," fuhr jener fort, "aber--eine Art von Wahnsinn
nennen Sie das? Ich versichere Sie, es ist ein Wahnsinn von so echter
Art, wie man sie nur im Tollhaus finden kann; aber ich will erzaehlen,
wie er dazu kam."
* * * * *
EMILS KUMMER.
"Mein Herr war nicht von jeher so, wie Sie ihn jetzt sehen; jetzt ist
er bleich, still, finster, spricht wenig und lacht nie, geht langsam
seine Strasse, und wenn er allein ist, so weint er. Ach! Sie haetten
ihn sehen sollen, als noch die gnaedige Frau Graefin und die Fraeulein
Schwester lebten. Keinen frischeren, kraeftigeren jungen Herrn gab es
in ganz Polen nicht mehr; das sprang, ritt, tanzte, focht, liebte und
lebte, lachte und tollte, wie man nur in der Jugend sein kann. Keinen
schmuckeren Offizier habe ich mein Tage nicht gesehen, und es traten
mir immer die Traenen in die Augen, wenn er wie ein Hauptmann aus den
himmlischen Heerscharen an der Spitze seiner Schwadron zur Parade
zog, wenn die Trompeter an unserem Hotel aufbliesen, die Ulanen ihre
Faehnlein senkten und der junge Graf zu seiner Fraeulein Schwester
herauflaechelte wie verklaert und seinen Tigerschimmel dazu tanzen
liess.
"Das ging nun so seinen guten Gang, bis der Teufel den Herrn Vetter
Antonio nach Warschau fuehrte. Das war ein Schwestersohn von der Frau
Graefin Exzellenz, ein schoener, schmucker Italiener mit braunroten
Wangen, blitzenden Augen, und wenn er sprach, glaubte man, er singe.
Der war eigentlich nur so weit herausgekommen aus seinem schoenen
Land, um die Familie seiner Frau Mutter zu besuchen; aber ehe man
sich's versah, nahm er Dienste bei uns und blieb; denn er sagte, es
gefalle ihm nirgends so wie in Polen; muss auch so gewesen sein; denn
--wie sich nachher zeigte--er war zum Sterben verliebt in des Grafen
Schwester, die junge Graefin Crescenz. Im Hause hatte ihn jedermann
lieb; absonderlich aber der junge Graf, mein Herr, war ihm mit
uebermenschlicher Freundschaft zugetan und tat ihm alles, was er ihm
nur an den Augen absehen konnte.
"Das ging nun lange Zeit gut; kein Mensch merkte, dass Herr Baron
Antonio die junge Graefin liebte; denn diese hatte viele Liebhaber,
welche grosses Geraeusch und Aufsehen machten; der Italiener aber trieb
seine Sache im stillen und kam wohl baelder ans
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