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so langweilige Arbeiten machen, Stich ueber Stich und immer wieder Stich um Stich machen konnte--zurueckgelegt bis auf weiteres! Sie zeichnete mit schwarzer Kreide so fein, so gefaellig fuer das Auge, dass sie der Stolz ihres Zeichenlehrers war; auch hier war ihre Geduld unermuedlich gewesen; wenn andere ihre Kopien kaum durchgezeichnet und, mit den ersten Schatten versehen, schon weggeworfen oder dem Zeichenmeister zur Vollendung auf einen Geburts- oder Namenstag uebergeben hatten, so hatte Ida fortgemacht, und man sah allen ihren wunderlieblichen Bildern an, dass sie _con amore_ ausgefuehrt waren; denn hatte sie einmal etwas angefangen, so musste es auch vollendet werden. Sie hatte eine angefangene _Madonna della sedia_ mitgebracht; sie oeffnete jetzt die Mappe, breitete das Bild, das schon in seinen Umrissen viel versprach, vor sich aus, spitzte die Kreide, nahm sich vor, mit recht viel Geduld zu zeichnen, aber bald gab die Kreide keine Farbe, bald wurden die Striche zu dick und mussten verwischt werden; sie wurde von neuem gespitzt, aber--war die Spitze zu fein oder die Zeichnerin zu ungeduldig oder die Kreide zu grobkoernig?--alle Augenblicke brach sie unter dem Messer ab, und Finger bekam man so schwarz, dass sie kaum mehr rein gemacht werden konnten; sie entsetzte sich wie Lady Macbeth vor ihren eigenen Haendchen, packte die Madonna schnell ein und legte sie _ad acta_. Sie setzte sich vor ihre Kommode, zog alle Schubfaecher heraus, wuehlte in Blonden und Baendern und besah sich Stueck vor Stueck, auch der Schmuck wurde hervorgezogen und gemustert; aber hatte sie dies alles nicht hundertmal gesehen und wiedergesehen? Schnell Schmuck, Baender und Blonden in die Faecher und zugeschlossen! Alle diese Herrlichkeiten wollten das unruhige Herzchen nicht zerstreuen. Endlich, endlich schlug es fuenf Uhr, und sie konnte sich jetzt doch, ohne sich von ihrem Zoefchen auslachen zu lassen, zum Tee anziehen. Sie studierte jetzt recht ernsthaft, was sie waehlen sollte; einen vollen Anzug oder ein Hausneglige? In der Residenz haette sie, ohne sich zu besinnen, das erstere gewaehlt. Dort fing ja der Tag eigentlich erst abends recht an, und zur zweiten Toilette konnte sie dort kein Neglige waehlen; aber hier in Freilingen, wo Morgen Morgen, der Mittag Mittag, der Abend nur Abend war, hier schien ein Neglige fuer den Abend ganz am Platz, um so mehr, da die paar Fraeulein, die sie geladen hatte, wahrscheinlich recht geputzt kommen
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