sident, der Hofrat und Idchen alles aufboten, um ihren neuen Gast
zu erheitern; dadurch werde das Gespraech allgemein und anziehend. Es
ist eine alte Erfahrung, dass der allgemein anerkannte Wert des
Geliebten ihn in den Augen seines Maedchens noch unendlich reizender
macht, ihm noch eine erhabenere Stellung in ihrem Herzen gibt; so
ging es auch Ida. Der Umfang des Wissens, den Martiniz im Gespraech
mit den Maennern an den Tag legte, seine interessanten Mitteilungen
von seinem Vaterlande, von den vielen Reisen, die er gemacht hatte,
seine feine Gewandtheit, womit er auch die Damen in das Gespraech zog,
die verbindliche Artigkeit, womit er jeder zuhoerte und ihr Urteil
weiter auszufuehren und unbemerkt so zu drehen wusste, dass es wie etwas
Bedeutendes klang, sein glaenzender, lebhafter Witz, den ihm das immer
rascher fortrollende Gespraech entriss--dies alles gewann ihm die
Achtung der Maenner, riss die Herzen der Damen zu dem glaenzenden
Fremden hin.
Und Ida--sie war ganz weg! Seine Reden hatten allen, seine
Feuerblicke nur ihr gegolten; ihr Herzchen pochte stolz und froh; wo
die Sorben und die andern Freilingerinnen seinen kuehnen Ideen nicht
mehr folgen konnten, da fing fuer sie erst die rechte Strasse an, sie
plauderte, wie ihr das Rosenschnaebelchen gewachsen war, lachte,
scherzte in Witz und Schwank, dass dem Praesidenten vor Freuden das
Herz aufging, wie gebildet, wie gesellschaftlich sein Kind geworden
war. Er nahm sich in seinem Entzuecken vor, gleich morgen ein
Belobungsschreiben an Madame La Truiaire zu schreiben, die ihm eine
so glaenzende Weltdame mit ungetruebter Unschuld und Natuerlichkeit
erzogen habe. Die gute Madame La Truiaire aber hatte _dieses_
Wunder nicht bewirkt; zwar galt Ida von Sanden in den ersten Haeusern
der Residenz fuer eine sehr feine und anstaendig erzogene junge Dame;
doch war sie dort ernst, zurueckhaltend, so dass, wer sie nicht naeher
kannte, ueber ihren Geist wenig oder gar nicht urteilen konnte; nein,
eine andere Lehrmeisterin, die reine Seligkeit der ersten erwiderten
Liebe, hatte sie so freudig, so selig gemacht, hatte alle Pforten
ihres tiefen Herzens aufgeschlossen und den Reichtum ihres Geistes
ans Licht gelockt.
Der Hofrat war ein feiner Menschenkenner; von Anfang, als das
Gespraech noch nicht recht fortwollte, hatte er alles getan, um es ins
rechte Geleis zu bringen. Nachher aber hatte er sich zurueckgezogen
und nur beobachtet. Da entging ihm denn nicht, dass der Graf,
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