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Tage, so wusste jedes Kind, dass Praesidents Ida und der reiche Pole ein
Paar seien. Die Freilinger aergerten sich nur darueber, dass man ihnen
Sand in die Augen streuen wolle; dass die beiden Leutchen einander
vorher schon gekannt hatten, war am Tage; denn wie sollte Martiniz an
gleichem Tage mit ihr ankommen, was sollte er ueberhaupt in dem
obskuren Freilingen so lange tun, als weil er Ida liebte, die, Gott
weiss durch was fuer Kunstgriffe, den Goldfisch in ihr Netzchen gelockt
hatte? Papa-Praesident--nun, dem schwefelte man etwas Blaues vor, dass
der Herr Graf doch mit Ehren ins Haus kommen konnte; was da beim Tee
vorging, das wusste freilich jedermann, weil man hie und da so ein
paar Respektspersonen dazu einlud; aber was vormittags im Zimmer,
nachmittags im Garten, abends nach dem Tee vorging, das wusste
niemand; beten werden sie nicht mit einander, sagten die Leute; da
spricht man wohl immer von dem Hofrat Berner, der sei ja hinten und
vorn dabei, dass ja nichts Unrechtes geschehen koenne; aber man wusste
ja von frueher her, wie er dem Maedchen alle losen Streiche durch die
Finger sah; jetzt wird es nicht viel anders sein, da sie groesser ist.
So urteilte die Welt; sie urteilte aber noch weiter: das Maedchen, die
Ida, tut jetzt so juengferlich und so zimperlich, als waere sie in der
Residenz eine Vestalin geworden, und vorher war sie wild,
ausgelassen, trotzig; das muesste ja ein Gott sein, der aus einer
solchen Hummel ein reputierliches Maedchen ziehen wollte. Aber in
allen Instituten ist man seit neuerer Zeit viel pfiffiger geworden;
da sagt man den Maedchen: Ihr koennt alles tun; aber haltet Mass und
treibet es fein! Daher kommt es, dass jetzt lauter Tugendspiegel aus
den Instituten kommen. Sonst kamen sie ein wenig affektiert, ein
wenig frei nach franzoesischem Schnitt und Ton; jetzt weiss man das
ganz anders; sittsam, keusch, ehrbar, alles, was sie sein sollten,
sind sie, da fehlt sich's nicht, vollkommen, wenn man es so von der
Seite sieht. Kommt aber so ein Pole, so ein Graf Weissnichtwoher und
Baron Nirgendan, so bewahrt man den Schein, und damit holla! So
urteilten die Freilinger von dem edelsten, besten Maedchen, das in
ihren Mauern war; so urteilten sie, und wie das Boese ueberall
schneller um sich greift als das Gute, so wusste und glaubte schon
nach acht Tagen die ganze Stadt, was ein paar Muhmen bei einer Tasse
Kaffee ausgeheckt hatten. Auch ueber den harmlosen Martiniz erging das
naemli
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