Schonung und
Achtung behandelt werden, weil sie einigermassen mit ihr verwandt
waren und ihr Oheim in der Residenz eine der wichtigsten Stellen
bekleidete. Sie flog, als sie eingetreten war, Ida an den Hals,
nannte sie Herzenscousinchen und gab ihr alle moegliche suesse,
verbrauchte Schmeichelnamen. Nachdem sie ihr Haar vor dem deckenhohen
Spiegel ein wenig zurecht geordnet, die Falten des Kleides
glattgestrichen hatte, fragte sie, wer heute abend mit Tee trinken
werde. Kaum hatte Ida zoegernd, als wuerde er dadurch entheiligt, den
Namen Martiniz ausgesprochen, so machte sie einige muehselige
_Entrechats_ und kuesste Ida die Hand: "Wie danke ich dir fuer
deine Aufmerksamkeit, dass du mich zu ihm eingeladen hast! Du
bemerktest gestern gewiss auch, wie er mich mit seinen schwarzen
Kohlenaugen immer und ewig verfolgte? Und heute frueh, ich hatte mich
kaum frisieren lassen, war schon mein guter Graf zu Pferd vor meinem
Haus, das macht sich herrlich, so ein kleiner Liebeshandel _en
passant_. Lache mich nur nicht aus, Herzenscousinchen! Aber du
weisst, junge Maedchen, wie wir, plaudern gern, und die andern nehmen
es nicht so genau, wenn eine eine Eroberung gemacht hat."
Ida hatte zwar auch die Kohlenaugen leuchten sehen, aber nicht nach
der alten, gelblichen Cousine; sie stand noch neben ihr vor dem
Trumeau, sie warf einen Blick in das helle, klare Glas und ueberzeugte
sich, dass Emil nicht nach der Cousine geschaut haben koenne. Das "mein
guter Graf" und das "wir jungen Maedchen" aus dem Munde der alten
schnurrenden Hummel kam ihr so possierlich vor, dass sie, statt in
Eifersucht zu geraten, des heitersten, froehlichsten Humors wurde. "O
du Glueckliche," sagte sie boshaft, "wer auch so im Flug Eroberungen
machen koennte!"--"Es gehoert nichts dazu, mein Kind, als Routine,
nichts als eine gewisse Gewandtheit, die man freilich so schnell
nicht erlernt; die Gewohnheit, der Geist muss sie geben. Du bist
huebsch, Cousinchen, du bist gut gewachsen, an Anstand, an schoenen
gesellschaftlichen Formen fehlt es dir auch nicht,--ehe drei Jaehrchen
ins Land kommen, angelst du Grafen, als haettest du von Jugend auf
gefischt."
Ida brach, weil sie das Lachen nicht mehr halten konnte, in lauten
Jubel aus. "Das waere schoen, das waere herrlich, Grafen fangen!" rief
sie, nahm ihre naive Lehrerin unter dem Arm und flog mit ihr im
rasenden Schnellwalzer um den Teetisch.
Von Anfang liess sich die Sorben diese rasche Bewegung gefallen,
obgl
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