er Edelmann seinen Degen
abgelegt hat und Grafen und Barone im naemlichen Gewand wie der
Buergerliche erscheinen, dass die Frauen dem Fremden, der zu ihnen
kommt, nach dem Herzen sehen, das heisst nach seiner Waesche. Ist sie
grob, unordentlich oder gar schmutzig, so zeigt sie, dass der Herr aus
einem Hause sein muesse, wo man entweder seine Erziehung sehr
vernachlaessigte, oder selbst _malpropre_ und unordentlich war.
Wo aber der blaeuliche oder milchweisse Glanz des Halstuches, die
feinen Faeltchen der Busenkrause und des Hemdes ins Auge fallen, da
findet gewiss der Gast Gnade vor den Augen der Hausfrau, weil sie
immer dieses Zeichen guter Sitte ordnet und aufrecht erhaelt.
Auch die Freilinger Mondwirtin hatte diesen wahren Schoenheitssinn,
diese angeborene Vorliebe fuer schoenes Linnenzeug in ihrer oft
schmutzigen Wirtschaft noch nicht verloren; daher der ungemeine
Respekt vor dem Gast, als sein Diener ihr die feinen Hemden
dutzendweis, bald mit gelockten, bald mit gefaeltelten Busenstreifen,
bald mit, bald ohne Manschetten aus den geoeffneten Koffern
hinueberreichte. Und als er vollends an die Unzahl von Hals- und
Sacktuechern kam, wovon sie jedes zum hoechsten Staat in die Kirche
angezogen haette, da vergingen ihr beinahe die Sinne. "Ach, wie
fuerstlich ist der Herr ausgestattet! Das hat gewiss die gnaedige Frau
Mama ihm mitgegeben?"
"Der tut schon lange kein Zahn mehr weh," gab Brktzwisl zur Antwort.
"Ist sie tot, die brave Frau, die so schoene Linnen machte?" sagte die
mitleidige Mondwirtin. "Aber die gnaedigen Fraeulein Schwestern haben--"
"Hat keine mehr. Vor einem Jahre starb die Graefin Crescenz."
"Auch keine Schwester mehr? Der arme Herr! Aber auf solche exquisite
Prachtwaesche verfaellt kein junger Herr von selbst. Ich kann mir
denken, der gnaedige Herr Papa Exzellenz--"
"Ist schon lange verstorben," entgegnete das alte Totenregister mit
einem Ton, vor welchem der Wirtin die Haut schauderte.
"Der arme junge Herr!" rief sie, "was hat er jetzt von seinem schoenen
Linnenzeug, wenn er nach Haus kommt und trifft keine Mutter mehr, die
ihn lobt, dass er alles so ordentlich gehalten, und keine Fraeulein
Schwester, die ihm das Schadhafte flickt und ordnet. Jetzt kann ich
mir denken, warum der gnaedige Herr immer so schwarz angezogen ist und
so bleich aussieht,--Vater tot, Mutter tot, Schwester tot, es ist
recht zum Erbarmen."
"Ja, wenn's das allein waere!" seufzte der alte Diener und wischte
sich
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