schoene Melodie: "Freudvoll und leidvoll"; mit Meisterhand
fuehrte sie dieses Thema in Variationen aus, die aus ihrem innersten
Leben herauf stiegen; durch alle Toene des weichsten Moll klagte sie
ihren einsamen Schmerz, bis sie fuehlte, dass diese Toene sie viel zu
weich machen, und ihr Spiel, ohne seine Dissonanzen aufzuloesen,
schnell wie ihre Hoffnung endete.
* * * * *
DIE MONDWIRTIN.
Im Goldenen Mond drueben ging es hoch her. Drei Zimmer in der Beletage
vorn heraus hatte schon lange Zeit kein Fremder mehr gehabt. Die
Mondwirtin hatte daher alles aufgeboten, um diese Zimmer so anstaendig
als moeglich zu dekorieren; das mittlere hatte sie durch einen
eleganten Armoir zum Arbeits-, durch ein grosses Sofa zum
Empfangzimmer eingerichtet. Das linke nannte sie Schlafkabinett, das
rechte, weil sie ihren ganzen Vorrat ueberfluessiger Tassen und eine
bronzierte Maschine auf einen runden Tisch gesetzt hatte, das
Teezimmer. Auch an der _Table d'hote_, wo sonst nur einige
Individuen der Garnison, einige Forst- und Justizassessoren,
Kreissteuereinnehmer und dergleichen, selten aber Grafen sassen, waren
bedeutende Veraenderungen vorgegangen. Zum Dessert kam sogar das
feinere Porzellan mit gemalten Gegenden und die damaszierten
Strassburger Messer, die sonst nur alle hohen Festtage aufgelegt
wurden.
Dass ihr angesehener Goenner und spezieller Freund, der Hofrat Berner,
jetzt im Mond statt zu Haus essen wollte und augenscheinlich dem
Grafen zu Ehren, zog einen neuen Nimbus um die Stirne des letzteren
in den Augen der Frau Mondwirtin. Sie war ganz vernarrt in ihren
neuen Gast. Schon als er in dem herrlichen Landau mit den vier
Postpferden, den aus Leibeskraeften blasenden Schwager darauf,
vorfuhr, als der reichbordierte Bediente dem jungen Mann heraushalf,
sagte sie gleich zu ihrem Ehezaerter: "Gib acht, das ist was
Vornehmes."
Als sie aber dem Brktzwisl,--so nannte sich der gute alte Diener,--
die Kommoden in den drei Zimmern oeffnete, ihm die Kleider und Waesche
seines Herrn aus den Koffern nehmen, sortieren und ordnen half, da
schlug sie vor Seligkeit und Staunen die Haende zusammen. Sie hatte
doch von ihrer Mutter gewiss recht feine, sanfte Leinwand zum
Brauthemdchen bekommen; aber das war grober Zwillich gegen diese
Hemden, diese Tuecher--nein, so etwas Extrafeines, Schneeweisses
konnte es auf der Erde nicht mehr geben wie dieses.
Es ist kein uebles Zeichen unserer Zeit, wo d
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