enschen. Wir hatten auf ihn
zu hoeren, und wenn wir ihm folgten, war es uns zum Segen. Das Gegenteil
bedeutete Unheil. Er warnte vor Uebergriffen der Politik auf die Fuehrung
des Krieges. Weit entfernt bin ich jetzt davon, mit diesen Worten eine
Verurteilung des damals erhaltenen Befehls auszusprechen. Mag ich 1914 in
Gedanken und Worten kritisiert haben, heute habe ich meinen Lehrgang
vollendet durch die Schule der rauhen Wirklichkeit, durch die Leitung
eines Koalitionskrieges. Erfahrung wirkt mildernd auf die Kritik, ja sie
zeigt vielfach deren Unwert! Wir haetten freilich manchmal waehrend des
Krieges versucht sein koennen zu denken: "Wohl dem, dessen soldatisches
Gewissen leichter ist als das unsere, der den Kampf zwischen kriegerischer
Ueberzeugung und politischen Forderungen leichter ueberwindet als wir."
Politisch Lied, ein garstig Lied! Ich wenigstens habe selten Harmonien in
diesem Liede waehrend des Krieges empfunden, Harmonien, die in einem
soldatischen Herzen angeklungen haetten. Hoffentlich werden andere, wenn
die Not des Vaterlandes wieder einmal den Kampf fordern sollte, in dieser
Beziehung gluecklicher sein, als wir es waren!
Am 15. September musste ich mich von General Ludendorff trennen. Er war zum
Chef der in Oberschlesien neuzubildenden 9. Armee ernannt worden. Doch
schon am 17. September ordnete Seine Majestaet der Kaiser an, dass ich den
Befehl ueber diese Armee zu uebernehmen haette, gleichzeitig aber auch die
Verfuegung ueber die zum Schutze Ostpreussens zurueckbleibende, nunmehr durch
Abgabe des Garde-Reserve-Korps, des XI., XVII. und XX. Armeekorps sowie
der 8. Kavalleriedivision an die 9. Armee geschwaechte 8. Armee
beibehielte. Die Trennung von meinem bisherigen Generalstabschef war also
lediglich ein kleines Zwischenspiel gewesen. Ich erwaehne sie nur, weil
sich auch ihrer die Legende entstellend bemaechtigt hat.
Am 18. September verlasse ich in frueher Morgenstunde das Hauptquartier der
8. Armee Insterburg, um im Kraftwagen in zweitaegiger Fahrt ueber Posen die
schlesische Hauptstadt Breslau zu erreichen. Die Fahrt ging zunaechst ueber
die Schlachtfelder der letzten Wochen, dankerfuellte Erinnerungen an unsere
Truppen ausloesend. Anfaenglich durch verlassene, niedergebrannte
Wohnstaetten, dann allmaehlicher Eintritt in unberuehrte Gebiete, Landvolk
wieder nach Osten wandernd, seinen verlassenen Heimstaetten zustrebend.
Bewaehrtes Landvolk, der beste Untergrund unserer Kraft. Meine Gedanken
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