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eine Zweifel und Leiden hinweggekommen, so sind meine Eigenwuensche still geworden und wie kleine Heimatbaechlein hineingerieselt in den grossen Strom des Willens zum Dienst der Allgemeinheit. Von dem lasse ich mich tragen. Manchmal gluckst noch ein silbernes Stimmlein alter Sehnsucht auf; aber es verklingt, und ich freue mich der starken Alltagswelle, die mein Schiff traegt. Von den Patienten, die zu mir kommen und ihre Lebensberichte vor mir ausbreiten, haben die meisten an der Liebe gelitten. Maenner wie Frauen. Denn nicht immer sitzt auf dem Felsen am Fluss die Lorelei und in dem scheiternden Kahn unten der Mann; oft schwimmt die Lore unten, und der Mann sitzt oben, wenn er sich auch nicht sein "golden Haar" kaemmt, sondern vielleicht nur einen schwarzen Bart streicht. Die Tragik ist immer die gleiche: der Kahn kippt um. Steht man dann als Leibes- und Seelenarzt am Ufer und wirft seinen Rettungsring aus, so ist das ein aufregendes, aber schoenes Geschaeft, und ich denke, nach und nach wird sich bei mir die Aufregung in eine milde Seelenheiterkeit umwandeln. Habe ich so ein pudelnasses Menschenkind, das im romantischen Rheinstrom der Liebe verunglueckte, ans Land gezogen, so lasse ich es erst ein wenig zu Atem kommen, und dann forsche ich es langsam aus, ob die (oder der), so auf dem Felsen gedudelt hat, nicht auch mancherlei Schwaechen haben moege, und wird die Frage ein wenig zaehneklappernd bejaht, so frage ich langsam weiter, bis sich ergibt, dass die (oder der), so auf dem Felsen gedudelt hat, eigentlich minderwertig, hingegen der (oder die), so in dem Kahn umkippte, wesentlich wertvoller sei, weshalb die ganze Ungluecksfahrt eine Torheit gewesen, nach welcher man klueger geworden und gottlob ans feste Land und in trockene Kleider gekommen sei. In den meisten Faellen hilft meine Methode; sie fuehrt durch das Tuerlein: "Er ist es nicht wert, dass ich mich opfere", in den Garten der Gesundung. Einige Faelle sind hoffnungslos oder doch so schwerer Art, dass immer nur auf die Zeit gerechnet werden kann, die ihren langen Geduldfaden spinnt. Die stehen dann wie verloren und verzuernt in dem lustigen Ferienheim vom Ich, werden zuerst auf einsame Posten geschickt, wo ihnen kein lauter Ton wehe tut, aber wo eine kleine feste Pflicht sie aufrecht haelt, und steigen, wenn die Lebenssehnsucht wieder erwacht, Stufe um Stufe ins Tal zurueck. DIE "KRUMMBEINIGE MEDIZIN" Meine Kurmit
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