bewahre mich, dass ich lache," entgegnete der Hofrat; "wenn
eines im hoechsten Fieberparoxismus ist, wie Sie, Goldkind, so lacht
man gewoehnlich nicht." Er dankte ihr fuer ihre Schokolade, nahm Stock
und Hut und liess das Maedchen mit ihrem siebzehnjaehrigen, von dem Keim
der ersten Liebe stuermisch bewegten Herzchen allein.
* * * * *
DER BRIEF
Als Hofrat Berner nach Tisch wieder in des Praesidenten Haus kam, um
ihn, da er ihn heute frueh verfehlt hatte, zu besuchen, traf er Ida
wieder so vergnuegt und froehlich wie immer. Das ewige Aprilwetter!
dachte er, auch bei ihr bleibt es nicht aus; wenn wir morgens weinen,
so darf man gewiss sein, dass uns auch der Abend noch traurig oder doch
ernst findet; aber das weint und lacht, klagt und tollt durcheinander
wie Heu und Stroh. Er setzte sich zum Praesidenten, der gewoehnlich vor
dem Kaffee noch ein halbes Stuendchen tischelte; gegenueber hatte er
das liebe Aprillen-Kind und noetigte sie durch sein beredtes
Mienenspiel, wodurch er sie an heute frueh erinnerte, alle Augenblicke
zum Lachen oder Rotwerden.
"Apropos! Sie kommen gerade recht, Berner," sagte der Praesident,
"haette ich doch beinahe das Beste vergessen. Sie koennen mir durch
Ihre Umgaenglichkeit und Gewandtheit, durch die viele freie Zeit, die
Sie haben, einen sehr grossen Gefallen tun. Ich bekam da heute vom
Minister-Staatssekretaer ein Brieflein, worin mir unter den groessten
Elogen der ganz sonderbare Auftrag wird, neben meinem Amt als
Praesident auch noch den gehorsamen Diener anderer Leute zu spielen.
Da haben Sie," fuhr er fort, indem er einen Brief mit dem grossen
Dienstsiegel hervorzog, "lesen Sie einmal vor! Aber da, die
Elogenstelle bleibt weg; ich kann das Ding fuer meinen Tod nicht
leiden, wenn man einen so ins Gesicht hinein lobt."
Berner nahm den Brief, der, weil in solchen Faellen der Staatssekretaer
von Pranken selbst schrieb, ein wenig schwer zu lesen war, und
begann:
"--Naechstdem wurde mir hoeheren Orts der Wink gegeben, dass, da ein
sicherer Graf von Martiniz den Kreis Ew. Exzellenz bereisen werde,
ihm aller moegliche Vorschub und Hilfe zuteil werden soll. Besagter
Herr von Martiniz wurde unserem Hofe durch den ---schen _Ministre
plenipotentiaire_ aufs angelegentlichste empfohlen. Er hat im
Sinn, bei uns, aller Wahrscheinlichkeit nach in Ihrem Kreise, sich
bedeutende Gueter zu kaufen, ist ein Mensch, der seine drei Millionen
Taler hat und viellei
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