t eine Bouteille Alten (seine
schwache Seite) eingetragen haette; da gab er weich und erzaehlte--"
"Nun, fahren Sie doch fort!" sagte Ida ungeduldig, "Sie wissen von
frueher her, dass ich fuer mein Leben gerne Geschichten hoere, namentlich
geheimnisvolle, die bei Nacht in einer Kirche spielen."
"So, so? Man hoert gerne Geschichten von interessanten,
geheimnisvollen Leuten? Nun ja, hoeren Sie weiter! Der Kuester, der fuer
seine Muehe einen harten Taler bekam, fuehrte gestern nacht einen
Herrn, der bleich wie der Tod, aber so vornehm wie ein Prinz
ausgesehen haben soll, in den Muenster. Dort habe sich der Fremde auf
die Altarstufen gesetzt und in voller Herzensangst gebetet. Dann sei
ein Sturm gekommen, wie er fast noch nie einen gehoert; er habe an den
Fenstern geruettelt und geschuettelt und die Scheiben in die Kirche
hereingeschlagen; der Herr aber habe wunderliche Reden gefuehrt, als
reite der Teufel draussen um die Kirche und wolle ihn holen.
"Der Kuester glaubt auch daran wie ans Evangelium und weint wie ein
Kind um den bleichen jungen Mann, der schon so frueh in die Hoelle
fahren solle. Dabei verspricht er aber ganz getrost, wenn der Herr
alle Nacht bei ihm einkehre und sich in den Schutz seines Muensters
begebe, solle ihm vom Boesen kein Haar gekruemmt werden. Sehen Sie, das
ist die Geschichte; da werde jetzt einer klug daraus! Was halten Sie
davon?"
In aengstlicher Spannung hatte Ida zugehoert; in hellem Wasser
schwammen ihr die grossen blauen Augen, die volle schoene Schwanenbrust
hob sich unter der durchsichtigen Chemisette, als wolle sie einen
Berg von sich abwaelzen; die Stimme versagte ihr; sie konnte nicht
gleich antworten.
"O Gott!" rief sie, "was ich geahnt, scheint wahr zu sein: der arme
Mensch ist gewiss wahnsinnig; denn an die toerichte Konjektur des
Kuesters werden Sie doch nicht glauben?"
"Nein, gewiss glaube ich an solche Torheiten nicht; aber auch was Sie
sagen, scheint mir unwahrscheinlich; sein Auge ist nicht das eines
Irren, sein Betragen ist geordnet, artig, wenn auch verschlossen."
"Aber haben Sie nicht bemerkt," unterbrach ihn Ida, "nicht bemerkt,
wie unruhig er wurde, wie sein Auge rollte, als es elf Uhr schlug?
Gewiss hat es eine ganz eigene Bewandtnis mit dieser Stunde, und
irgend eine Gewissenslast treibt ihn wohl um diese Zeit, Schutz in
dem Heiligtum zu suchen, das jedem, der muehselig und beladen koemmt,
offen steht."
"Ihr Frauen habt in solchen Sachen oft einen ganz
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