Walzer um Walzer waren getanzt; noch immer stand die fremde
gebietende Gestalt unbeweglich an die Saeule gelehnt. Es war, als
haette er sich nur in Schwarz und Weiss geteilt und kenne keine andere
Farbe. Sein Haar, sein Auge war so dunkel als das feine glaenzende
Tuch seines Kleides; das blendend bleiche Gesicht, wunderschoene
Waesche, welche durch ihre Weisse, durch ihre zierlichen Faeltchen den
Freilinger Damen schon von weitem Bewunderung einfloesste,
kontraktierten sonderbar mit jener dunkeln Farbe; nur die feinen
Lippen schmueckte ein gesundes, freundliches Rot. Er schien ganz ohne
Teilnahme in das bunte Gewuehl hineinzustarren; aber dennoch begegnete
nicht leicht einer diesem scharfen Blick, ohne das eigne Auge
ueberrascht vor diesem furchtbaren Ernst, dieser spruehenden Glut
niederzuschlagen.
Wie es aber zu gehen pflegt, die Damen fingen nachgerade an, nicht
viel von dem Fremden zu halten, weil er nicht tanzte, die jungen
Herren machten sich ueber ihn lustig, und beide Teile hatten so viel
an der neuen Erscheinung der wunderlieblichen Ida zu schauen, zu
bekritteln, zu bewundern, dass man bald nicht mehr an jenen dachte.
Nur Idas Blicke streiften oefter nach jener Saeule hinueber; ein Blick
zu ihm schien sie fuer das Geschwaetz der Freilinger Stutzer, die ihr
heute unendlich fade vorkamen, zu entschaedigen. Doch betrachtete sie
ihn immer nur von der Seite; denn wenn Auge auf Auge traf, so trieb
es ihr unwiderstehlich die Glut ins Gesicht, und sie war froh, dass
die Musik so laut war; denn sie meinte in solchen Momenten, man muesse
ihr siedendes, gluehendes Blut an ihr Herzchen pochen hoeren. Waren es
die Traenen, die sie gestern in diesen dunklen Wimpern sah, war es der
wehmuetige Ernst auf seinem Gesicht, was sie so ruehrte? Hatte der
Hofrat recht mit den Haekchen, die in gewissen Augen sitzen, und hatte
sie zu tiefe Beobachtung angestellt und war geangelt worden und gef--
Nein! laechelte sie schelmisch vor sich hin, gefangen? Da hat es keine
Not! Es ist ja nur das natuerliche Mitleiden, was mich immer nach ihm
hinsehen heisst.
Elf Uhr war vorueber; es sollte noch eine Ekossaise vor dem Souper
getanzt werden. Stuermisch draengten sich die Herren um das Wunderkind;
aber Trotzkoepfchen Ida blieb fest dabei, diesmal auszusetzen, und
liess die Herren ablaufen. Der Hofrat setzte sich zu ihr, und
unwillkuerlich waren sie wieder mitten im Gespraech ueber den Fremden.
"Ach, sehen Sie nur," sagte Ida mit der himmli
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