agner ihr
ins Ohr: er liebt dich, du bist es ja, nach welcher er immer sieht,
wegen dir ist er noch einmal auf den Ball gekommen.--Der Kotillon
hatte jetzt seine glaenzendste Hoehe erreicht; eine Tour, die in
Freilingen noch nie getanzt worden, sollte eingeschoben werden. Die
Dame, welche die Reihe traf, setzte sich, von ihrem Taenzer gefuehrt,
auf einen in die Mitte des Kreises gestellten Sessel; mit einem
seidenen Tuche wurden ihr die Augen verbunden und dann Taenzer
jeglicher Gattung zur blinden Wahl vorgefuehrt. Die Ausgeschlagenen
stellten sich als Gefangene und besiegt hinter den Stuhl, der
Erwaehlte flog mit der von der Binde erloesten Taenzerin durch den Saal.
Die Tour an sich war gerade nicht so kuehn erfunden, um durch sich
selbst sehr bedeutungsvoll zu werden; sie ward es aber dadurch, dass
der Vortaenzer, ein gerade von Reisen zurueckgekommener Herr aus
Freilingen, behauptete, in Wien werde diese Tour fuer sehr
verhaengnisvoll gehalten; denn es gelte dort bei dieser blinden Wahl
das Sprichwort: "Der Zug des Herzens sei des Schicksals Stimme," und
mehr denn hundertmal habe er den Spruch bei dieser Tour eintreffen
sehen. Die Freilinger Schoenen machten zwar Spass daraus und
behaupteten, die Wiener Damen werden unter dem Tuch hervorgesehen
haben; doch mochten sie aberglaeubisch genug sein und wuenschen, des
Schicksals Stimme moechte dem Zug ihres Herzens nachgeben und ihnen
den schoenen Major oder den Jagdjunker mit dem Stutzbaertchen oder
einen dergleichen vor die blinden Augen fuehren.
Auch an Ida kam jetzt die Reihe, sich niederzusetzen; der sauersuesse
Kreissekretaer fuehrte sie zum Stuhl, fragte mit schalkhaft sein
sollendem Laecheln, das aber sein Gesicht zur scheusslichen Fratze
verzog, ob er den Herrn Hofrat Berner bringen solle, band ihr das
Tuch vor die Augen, und in wenigen Augenblicken standen schon drei
arme Unglueckliche, von der sproeden, blinden Mamsell Amor-Justitia
verschmaeht, hinter dem Stuhl. Es war ihr wohl auch der Gedanke an
Martiniz durch das Koepfchen gezogen; aber sie hatte sich selbst recht
tuechtig ausgescholten und vorgenommen, ihr Herzchen moege sie ziehen,
wie es wolle, das Schicksal moege noch so gebietend rufen, sie lasse
drei ablaufen und den vierten wolle sie endlich nehmen.
"Numero vier, gnaediges Fraeulein!" meckerte der Kreissekretaer. Sie
liess die Binde loesen, sie schlug die Augen auf und sank in Emils
Arme, der sie im schmetternden Wirbel der Trompeten, im Jubelruf
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