darueber nachgesonnen, warum ich diesen Menschen
gar nicht aus dem Sinne bringen kann."
"Aber noch etwas," fiel Ida ein; "wissen Sie nicht, wo er so
ploetzlich mit dem alten Diener hinging?"--"Das ist es eben!" sagte
jener. "Eine ganz eigene Geschichte mit dem Grafen da; kommt auf den
Ball, tanzt nicht, geht fort, bleibt ueber eine Stunde aus, kommt
wieder--und wo blieb er? Wo meinen Sie wohl? Er war im Muenster!!"
"Jetzt eben, in dieser Nacht?" fragte Ida erschrocken und an allen
Gliedern zitternd.
"Heute nacht, auf Ehre! Ich weiss es gewiss; aber reinen Mund gehalten,
Gold-Idchen! Morgen komme ich dem Ding auf die Spur."
Der Wagen war vorgefahren; der Praesident kam in einer Weinlaune.
"Hofraetchen," rief er, "wenn du nicht anderthalbmal ihr Vater sein
koenntest, wollte ich dir Ida kuppeln!"
"Haette ich das doch vor dem Ball gewusst!" jammerte der Hofrat; "aber
da gab es allerlei interessante Leute usw." Erroetend sprang Ida in
den Wagen, auf den losen Hofrat scheltend, und umsonst gab sich Papa
auf dem Heimweg Muehe, zu erfahren, was jener gemeint habe.
Trotzkoepfchen haette moegen laut lachen ueber die Bitten des alten
Herrn; es biss die scharfen Perlenzaehne in die Purpurlippen, dass auch
kein Woertchen heraus konnte.
Nicht mehr so froehlich als in frueheren Tagen und dennoch gluecklicher,
legte Ida das Lockenkoepfchen auf die weichen Kissen. Es war ihr so
bange, so warm; mit einem Ruck war der seidene Plumeau am Fussende des
Bettes, und auch die duenne Seidenhuelle, die jetzt noch uebrig war,
musste immer weiter hinabgeschoben werden, dass die wogende,
entfesselte Schwanenbrust Luft bekam.
Aber wie, ein Geraeusch von der Tuere her? Die Tuere geht auf, im matten
Schimmer des Nachtlichtes erkennt sie Martiniz' blendendes Gesicht;
sein dunkles, wehmuetiges Auge fesselt sie so, dass sie kein Glied zu
ruehren vermag, sie kann die Decke nicht weiter heraufziehen, sie kann
den Marmorbusen nicht vor seinem Feuerblick verhuellen; sie will
zuernen ueber den sonderbaren Besuch, aber die Stimme versagt ihr.
Aufgeloest in jungfraeuliche Scham und Sehnsucht, drueckt sie die Augen
zu; er naht, weiche Floetentoene erwachen und wogen um ihr Ohr, er
kniet nieder an ihrem braeutlichen Lager, "der Zug des Herzens ist des
Schicksals Stimme," fluestert er in ihr Ohr; er beugt das gramvolle,
wehmuetige Gesicht ueber sie hin, heisse Traenen stuerzen aus seinem
gluehenden Auge herab auf ihre Wangen, er woelbt den wuerzigen
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