schen Gutmuetigkeit
ihres Engelkoepfchens, "sehen Sie nur, ich meine, er wird zusehends
immer blaesser; wenn er nur nicht krank wird." Der Hofrat fand ihre
Bemerkung richtig, er zeigte ihr aber, wie dieser feste, heldenmaessige
Koerper nicht so leicht von einem Krankheitsanfall gestoert werden
koenne; aber Ida wurde immer unruhiger, sie sah, wie Martiniz die
Lippen zusammenpresste, als wolle er einen Schmerz verbeissen; der
Ernst in seinem Gesicht wurde nach und nach zur Trauer, das
Wehmuetige, der traenenschwere Truebsinn in seinem Auge wurde immer
unverkennbarer.
"O Gott, sehen Sie ihn nur an, guter Berner, ist mir doch, als sollte
ich zu ihm gehen und fragen: Was fehlt dir, dass du nicht froehlich
bist mit den Froehlichen? Wie gern wollte ich alles tun, dir zu
helfen."--
Der Mensch denkt's, Gott lenkt's!!!
Auch der Hofrat wurde jetzt unruhig; denn mit einem Ruck hatte sich
der bleiche Fremde aufgerafft und stand nun in seiner ganzen Groesse,
in gebietender und doch grazioeser Haltung da; aber sein Auge heftete
sich furchtbar starrend nach der Saaltuere. Berner wollte eben
aufstehen und zu ihm hin--
Da oeffnete sich die Tuer, ein alter, reichgekleideter Bedienter,
derselbe, welchen Ida gestern gesehen, trat ein, ging auf den Fremden
zu und neigte sich schweigend vor ihm. Dieser riss eine Uhr heraus,
warf einen Blick auf sie und einen zweiten voll Wehmut auf Ida
herueber und verliess langsamen Schrittes den Saal.
Ehe noch der Hofrat seiner Nachbarin seine Vermutungen ueber diesen
sonderbaren Abzug mitteilen konnte, war die Ekossaise zu Ende. Der
Praesident kam und fuehrte sein liebes, holdes, wunderherziges
Toechterchen zur Tafel.
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DIE KIRCHE.
Der alte Kuester am Muenster zu Freilingen sass in dieser Nacht nach
seiner Gewohnheit noch lange in seinem kleinen Stuebchen; der
Abendsegen war schon vor einer Stunde seiner Ehehaelfte vorgelesen, er
hatte sich jetzt hinter die alte Chronik gesetzt und las mit
brummender Stimme halblaut vor sich hin, wie man den herrlichen,
vierhundert Schuh hohen Muensterturm erbaut und wie solches viel Zeit
und Geld gekostet habe. Eben wollte die Alte den weiss- und
blaugestreiften Umhang der zweischlaefrigen Himmelbettlade
auseinanderschlagen, um ihren Ehezaerter zu ermahnen, sein gewohntes
Lager zu suchen, als man stark an den Fensterladen des niedern
Parterrestuebchens pochte. "Macht auf, Meister Kuester! Seid so gut und
ma
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