uebergeschlagenen Armen eine
schlanke Gestalt. Noch konnte Ida das Gesicht nicht sehen, nur die
glaenzenden schwarzen Locken des Haares fielen ihr auf; sie wollte
sich eben besinnen, wo sie schon solche gesehen habe, da wandte jener
sich um, und unwillkuerlich schrak Ida zusammen. Gespensterhafte
Blaesse lag auf diesem feinen, schoenen Gesicht, geheimer Gram oder
verschlossenes Kaempfen mit finsterem Leiden schien das muntere,
jugendliche Leben aus diesen tiefen, im schoensten Ebenmass geformten
Zuegen hinweggewischt zu haben, und ein gemischtes Gefuehl draengte sich
bei seinem Anblick auf, neugieriges Mitleid schien sich mit
zweifelhafter Furcht streiten zu wollen.
Kaum hatte des Fremden gluehendschwarzes Auge Ida getroffen, als sie
ihren Blick abwandte. Ueberraschung und Verlegenheit machten sie stumm
auf einige Augenblicke; von dem Diadem auf der schoenen Stirne, ueber
den Liliensamt der bluehenden Wange bis herab auf den jungfraeulichen
Alabasterbusen flog ein brennendes Rot, das der Hofrat nicht
unbemerkt liess. Er wollte sie eben mit dem pfiffigsten Gesicht nach
der Ursache ihres Rotwerdens fragen; aber eine Unzahl Herren draengte
sich zu, um sie um einen Tanz zu bitten; Vettern und Basen freuten
sich, sie wiederzusehen, und gafften das Wunderkind an. Der Hofrat
aber, welchem daran lag, die Spur, die er aufgefunden zu haben
meinte, zu verfolgen, machte seine Bewegungen wie ein geuebter
Feldherr; er fragte sie so laut als moeglich, ob es ihr jetzt, wie sie
gewuenscht, gefaellig sei, zu ihrem Herrn Vater zu gehen, der im
dritten Zimmer sich zu einem Whistchen gesetzt habe, und
Pfiffkoepfchen verstand gleich, wo der gute Alte hinaus wollte; sie
beurlaubte sich also mit grosser Hast von dem ungeheuern
Kometenschweif, in welchem sie als Kern gesessen, und ging mit Berner
durch den Saal.
Und jetzt nahm sie Berner ins Gebet; zuerst setzte er die
Daumenschrauben des Spottes an, dann untersuchte er die vermeintliche
Herzenswunde seines Gold-Idchens mit der langen Sonde des vaeterlichen
Ernstes, indem er ihr vorwarf, sehr unklug getan zu haben, ihre
Residenzliebhaber mit nach Freilingen zu nehmen. Sie aber lachte dem
Ratgeber, welcher meinte, seine Sache recht gut gemacht und sie ganz
im Netz zu haben, ins Gesicht und witschte ihm aus.
"Sie geben sich vergeblich Muehe, Hofraetchen," kicherte das lose Ding,
"ganz vergebliche Muehe; ich habe diesen Menschen in meinem ganzen
Leben, auf Ehre, noch nie gesprochen; doch g
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