ilitairmacht beruht nicht in
dieser oder jener augenblicklichen diplomatischen Constellation, sie ist
eine Grundlage des preussischen Staatslebens und kann ohne einen tiefen
Eingriff in dessen wesentlichsten Existenzbedingungen nicht modificirt
werden. Ich bin aber von vorn herein ueberzeugt," fuhr er fort, "dass der
Koenig, mein allergnaedigster Herr, jedes Eingehen auf diese Frage, ja
jede Eroerterung derselben auf das Bestimmteste ablehnen wuerde und
ablehnen muesste. Um eine Verminderung und zwar eine wesentliche
Verminderung der disponiblen Streitkraefte zu erreichen, muesste man die
ganze Militairorganisation Preussens und des Norddeutschen Bundes aendern.
Das ist schon verfassungsmaessig schwierig, ja beinahe unausfuehrbar.
Ausserdem kommt aber dabei noch ein wesentlicher Gesichtspunkt in Frage,
den ich Sie wohl in Betracht zu ziehen bitten muss, die preussische
Militairorganisation ist nicht nur eine militairische, sondern zu
gleicher Zeit auch eine politische und sociale Organisation. Sie ist
eine Art von hoher Schule fuer alle Klassen der Bevoelkerung, eine Schule,
in welcher die Jugend des Landes die selbstverleugnende Pflichterfuellung
lernt, in welcher sie durchdrungen wird von der Hingebung fuer den Koenig
und fuer das Land, in welcher der Patriotismus gekraeftigt und zu vollem
klarem Bewusstsein gebracht wird. Man koennte also die Wehrverfassung
nicht modificiren, ohne zu gleicher Zeit der militairischen Kraft und
der nationalen Einigkeit grossen Schaden zu thun, ohne die Ueberzeugung
des Volkes zu verletzen, welche in der allgemeinen Dienstpflicht und der
damit zusammenhaengenden Staerke der Armee die beste Buergschaft fuer die
Sicherheit und Groesse Preussens erblickt. Sie muessen begreifen, mein
theurer Lord," fuhr er fort, "dass alle diese Gesichtspunkte es mir
unmoeglich machen, die Idee der gegenseitigen Entwaffnung weiter zu
discutiren;--so lange ich Minister bin, wuerde ich eine solche Idee dem
Koenige nicht vorschlagen koennen, und jede weitere Eroerterung des
Gegenstandes wuerde zu gar keinem Resultat fuehren. Ich glaube, es ist der
beste Dienst, den ich Ihnen leisten kann, und der groesste Beweis
aufrichtigsten Entgegenkommens gegen die Regierung Ihrer Majestaet, wenn
ich sogleich und ohne Umschweife meine Stellung zu der von Ihnen
angeregten Frage offen ausspreche. Ich bitte Sie, das, was ich Ihnen
gesagt, als meine unbedingt feststehende Ansicht zu betrachten und auch
Ihrer Regierung keinen Zwe
|