d Feld. Damals haetten wir
es nicht fuer die Aufgabe des Soldaten gehalten, hinter den Buechern zu
sitzen und zu lesen und zu arbeiten wie ein Student."
"Sei ruhig, lieber Vater," sagte der Lieutenant mit einem etwas
gezwungenen Laecheln, "ich werde gewiss nicht ueber meine Kraefte arbeiten;
wenn ich viel zu Hause geblieben bin, so liegt es nur daran, dass ich
keine Freude in dem hiesigen weitlaeufigen Gesellschaftsleben finde. Wenn
ich erst wieder in meiner Garnison sein werde unter meinen Kameraden,
unter den alt gewohnten Verhaeltnissen, so wird es anders werden."
"Nun," sagte der alte Oberstlieutenant, seinem frueheren Gedankengang
folgend, "es treten ja jetzt auch ganz andere Aufgaben an einen Officier
heran. Die heutige Tactik ist eine viel complicirtere, und man muss heute
die Kriege ebenso sehr mit dem Kopfe als mit dem Arm fuehren. Das ist
Alles ganz gut, aber zum Kopfhaenger darf darum der Soldat doch nicht
werden.--Dass Dir uebrigens das Gesellschaftsleben hier in Berlin nicht
gefaellt," fuhr er fort, "verstehe ich, und dass Du gluecklicher in den
einfachen Verhaeltnissen Deiner kleinen Garnison bist--freilich," sagte
er dann wehmuethig seufzend, "wird dann Dein alter Vater hier wieder ganz
allein sein, doch das ist ja das Loos des Alters--Ihr marschirt in die
Welt hinein, wir gehen aus derselben hinaus. Da koennen ja unsere Wege
nicht zusammenlaufen."
Er setzte sich zu Tisch, sein Sohn nahm ihm gegenueber Platz, und der
alte Diener servirte in militairischer Haltung die etwas blasse und
duenne Bouillon.
Der Oberstlieutenant fuellte die Weinglaeser fuer sich und seinen Sohn aus
einer bereits angebrochenen Flasche St. Julien und stiess mit dem
Lieutenant, wie er das stets zu thun pflegte, auf den kuenftigen
Feldmarschallstab an. Waehrend der junge Mann schweigend seinem Vater
zuhoerte, welcher von alten Zeiten erzaehlte und manche schon oft
wiederholte Geschichte noch einmal ausfuehrlich vortrug, hoerte man ein
starkes Klingeln an der aeussern Eingangsthuer der kleinen einfachen
Wohnung.
Der alte Diener ging hinaus und kehrte nach einigen Augenblicken mit
einem kleinen zierlichen Brief in der Hand zurueck.
"Ein Brief fuer den Herrn Lieutenant," sagte er, indem er in
dienstlicher Haltung das Billet dem jungen Mann ueberreichte.
Dieser nahm es mit gleichgueltiger Miene, oeffnete es, und liess die Augen
ueber den Inhalt gleiten. Eine dunkle Roethe flog ueber sein Gesicht, mit
starrem Erstaunen, fas
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