seiner Tochter kaum, welche ihm entgegen gegangen war
und ihm Hut und Stock abgenommen hatte. Er ging mit kurzen unruhigen
Schritten auf und ab, bewegte die Haende in lebhaften Gesticulationen und
fluesterte abgebrochene Worte vor sich hin.
Erstaunt sah ihm die Commerzienraethin eine Zeit lang zu, dann sagte sie
in etwas vorwurfsvollem Ton, in dem sich jedoch ein Anklang unruhiger
Besorgniss beimischte:
"Du scheinst unsere Gesellschaft nicht zu beachten und vollstaendig in
Deinen geschaeftlichen Combinationen vertieft zu sein. Vielleicht waere es
besser, die Berechnungen ueber Deine Geschaefte in Deinem Zimmer
vorzunehmen und hier Dich ein wenig der Unterhaltung mit Deiner Familie
zu widmen--oder," fuhr sie fort, "hast Du so peinliche und unangenehme
Nachrichten erhalten, dass Dich ernste Sorgen selbst hierher verfolgen?"
"Es ist unerhoert," sprach der Commerzienrath halb zu sich selber, "es
ist eine sehr unangenehme Geschichte,--es waren noch verschiedene
Personen dabei; morgen wird vielleicht ganz Berlin davon sprechen! Was
kann man thun? Wie kann man dem Scandal vorbeugen?"
"Aber ich bitte Dich," sagte die Commerzienraethin, welche jetzt
ernstlich beunruhigt zu sein schien, "so sage uns doch endlich, was Dich
so aufregt--wovon kann morgen ganz Berlin sprechen? Deine Unternehmungen
und Deine financielle Stellung sind doch nicht auf den Zufall begruendet?
Es kann doch keine Katastrophe Dein Haus und Dein Geschaeft vernichtend
treffen?"
"Haus und Geschaeft," rief der Commerzienrath achselzuckend, indem er
noch immer unruhig und hastig auf- und niederschritt, "das kommt nicht
in Betracht--aber meine gesellschaftliche Stellung, der Name meiner
Tochter--was wird man dazu sagen? Wie werden alle meine Feinde mich
verhoehnen!"
Jetzt wurde auch Fraeulein Anna aufmerksam.
"Du hast von mir gesprochen, lieber Papa," sagte sie. "Ich bitte Dich,
was giebt es--so erzaehle uns doch."
"Ich muss Dich jetzt sehr ernstlich bitten," sagte die Commerzienraethin
im strengen Ton, "uns mitzutheilen, was Dich so sehr in Unruhe versetzt,
denn nach Deinen letzten Worten geht es mich doch ebenso sehr an als
Dich, ja vielleicht mehr, denn unsere gesellschaftliche Stellung
aufrecht zu erhalten," sagte sie, den Kopf erhebend, "und ueber den Ruf
meiner Tochter zu wachen, das ist doch vorzugsweise meine Aufgabe."
"Was es giebt," rief der Commerzienrath, indem er an den Theetisch
herantrat,--"etwas sehr Unangenehmes, etwas sehr Boes
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