dann wieder in die Betrachtung des
auf dem Papier vor ihm nunmehr deutlich erkennbaren Adlerfluegels
versank, "Sie wuerden also einer Berufung an das Volk Ihre Stimme nicht
geben und wollen?"
"Ich habe meine prinzipmaessigen Gruende gegen das Plebiscit
ausgesprochen," erwiderte der Graf. "Ich bin indessen ebenfalls
ueberzeugt, dass beim absolut starren Festhalten an den Prinzipien
practisch nicht regiert werden kann. Und da Eure Majestaet und die
meisten meiner Kollegen die Volksabstimmung fuer zweckmaessig halten, so
wuerde ich mich derselben nicht unbedingt entgegenstellen."
Der Kaiser zog seine Linien weiter und weiter. Ein zweiter Adlerfluegel
begann sich an der Seite des ersten zu zeigen.
Auf Herrn Olliviers Gesicht erschien bei den letzten Worten des Grafen
Daru eine ziemlich erkennbare Verstimmung.
Der Minister der auswaertigen Angelegenheiten sprach weiter:
"Die Bedenken, welche ich gegen eine Wiederholung des Plebiscits so eben
ausgesprochen und motivirt habe, koennen nach meiner Ueberzeugung auf eine
sehr einfache Weise zum grossen Theil beseitigt werden: Wenn naemlich der
Grundsatz festgehalten wird, dass die Berufung an die unmittelbare
Volksabstimmung nur Statt finden duerfe, wenn sich die Regierung und die
Gesetzgebenden Koerperschaften darueber verstaendigt haben. Dadurch wuerde
nach beiden Richtungen die Garantie gegen den Eintritt derjenigen
Gefahren gegeben, welche ich vorhin bezeichnete, und so wuerde die
Absicht Eurer Majestaet erreicht. Ich glaube, dass der Herr
Grosssiegelbewahrer," sagte er, sich an Ollivier wendend, "einer
Verstaendigung in der von mir angedeuteten Richtung nicht abgeneigt ist,
wenigstens habe ich bei meiner frueheren Unterredung ueber diesen
Gegenstand bei ihm die Geneigtheit bemerkt, auf meine Prinzipien
einzugehen, und auf Grund derselben den Bestand des Cabinets zu
sichern," sagte er mit fester Stimme, sich gegen den Kaiser verneigend.
Dieser hob ein wenig den Kopf empor und richtete den Blick seines
vollstaendig verschleierten Auges auf Herrn Ollivier.
"Der Gedanke des Grafen Daru," sagte er ruhig, "scheint mir eine sehr
gute Grundlage fuer die Ausgleichung der entgegenstehenden Ansichten zu
bieten. Es waere gewiss sehr wuenschenswerth, eine solche Verstaendigung zu
erreichen, wenn dies nach Ihrer Ueberzeugung moeglich ist."
Herr Ollivier richtete sich grade empor, liess den unsichern Blick ueber
seine in schweigender Zurueckhaltung da sitzenden Kollegen glei
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