richtung aus einem grossen eichenen Tisch, einigen
Stuehlen mit starkem Rohrgeflecht und zwei jener alten maechtigen, mit
braunem Leder ueberzogenen Lehnstuehlen bestand und dessen Waende ebenfalls
mit schwarz gewordenem Eichenholz bekleidet waren, ein alter Mann und
eine alte Frau neben einander. Jede von Ihnen hatte einen der grossen
Lehnstuehle eingenommen, und sie schienen sich nach der Arbeit des Tages
jener tiefen, anmuthenden Ruhe zu erfreuen, welche auf dem Lande mit der
Feierabendstunde das haeusliche Leben mit einem fast sonntaeglichen
Frieden umgiebt.
Der Mann war ein hoher Sechziger, kraeftig und markig gebaut, das weisse
dichte Haar hing lang an den Schlaefen herunter, sein scharf markirtes,
von fester Willenskraft zeugendes Gesicht war glatt rasirt, und aus
seinen grossen klaren Augen blickte neben dem klugen, beinahe listigen
Verstand, der den Bauern jener Gegenden eigenthuemlich ist, auch eine
tiefe Weiche und Milde heraus.
Er trug einen Faltenrock von dunkler Farbe, den Hemdkragen ueber dem
Halstuch von schwerer schwarzer Seide hervorgezogen und hohe Stiefel bis
zu den Knieen und war beschaeftigt, durch eine silberne Brille mit
grossen, runden Glaesern die Zeitung zu lesen, welche der Landpostbote vor
Kurzem gebracht hatte.
Die alte Frau, welche in dem andern Lehnstuhl neben ihm sass, schien
aelter zu sein, als er. Ihre Haltung war etwas zusammengesunken und
gebrechlich, ihr blasses Gesicht mit den sanft und weich, beinahe
traurig blickenden Augen war mager und kraenklich, ihr fast weisses, glatt
gescheiteltes Haar war unter einer grossen weissen Haube mit breitem
Strich und unter dem Kinn zusammengebundenen Baendern fast ganz
verborgen.
Sie trug einen glatt anliegenden, schwarzen Rock und ein grosses,
schwarzes Seidentuch um Brust und Schultern und war beschaeftigt, nachdem
sie das Federvieh, dem sie ihre besondere Sorgfalt widmete, besorgt
hatte, mit langen starken Nadeln einen grossen Strumpf zu stricken, wobei
sie leise zaehlend die Lippen bewegte.
Der Mann war der Eigenthuemer des Hofes, der alte Bauer Niemeyer, welcher
ohne Kinder in seiner schoenen, kleinen Besitzung lebte; die Frau neben
ihm war seine Schwester, die Wittwe des lang verstorbenen Unterofficiers
Cappei, welche nach dem Tode ihres Mannes mit einer kleinen
Wittwenpension aus der englischen Legionskasse und mit ihrem einzigen
Sohn ein Asyl bei ihrem Bruder gefunden hatte und bei demselben die
Stelle der Hausfrau vertrat.
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