und wenn Du Dich zu diesem Kriege hinreissen laesst, so wirst
Du,--ich wiederhole es--uns Alle zu Grunde richten."
Der Kaiser blieb fortwaehrend unbeweglich.
"Ich begreife nicht, mein lieber Vetter, wie Du auf diese Idee
kommst,--es ist ja nicht die kleinste Wolke am politischen Himmel, und
es handelt sich ja in diesem Augenblick ganz ausschliesslich nur um
innere Fragen. Was uebrigens unsere Armee und die Militairverwaltung
betrifft, so ist die Ansicht sehr bewaehrter Generale eine andere als die
Deinige und," fuegte er mit einem mehr gutmuethigen als ironischen Laecheln
hinzu, "jenen steht vielleicht eine groessere praktische Erfahrung als Dir
zur Seite."
"Es gehoert nicht eine allzu grosse praktische Erfahrung dazu," erwiderte
der Prinz in entruestetem Ton, "um das zu sehen, was Jedermann sehen kann
und was man Dir allein mit Erfolg zu verbergen sucht, da Dein zu grosses
Vertrauen Dich verhindert, der Sache auf den Grund zu gehen. Ich bitte
Dich, untersuche wenigstens, bevor Du Dich zu gefaehrlichen
Unternehmungen hinreissen laesst, genau den Zustand der Armee,--untersuche
ganz besonders den Zustand der Flotte, dieser ist noch bedenklicher als
der der Landtruppen."
"Mein liebes Kind," sagte der Kaiser in einem vaeterlichen freundlichen
Ton, "Du agitirst Dich ohne Grund, glaube mir, die Absichten, die Du
voraussetzest, bestehen nicht."
"Sie bestehen nicht?" rief der Prinz. "Sie bestehen vielleicht bei Dir
nicht, aber sie bestehen rings um Dich her, und man wird Dich so
umgarnen, man wird alle Verhaeltnisse so drehen und wenden, dass Du
schliesslich nicht anders koennen wirst, als die Plaene derer auszufuehren,
welche in ihrer Verblendung dazu bestimmt scheinen, Dich und uns Alle
in's Unglueck zu stuerzen. Die Kaiserin--"
Der Kaiser stand auf; fuer einen Augenblick schien er vollkommen Herr
ueber die Schwaeche zu sein, welche seine Haltung gewoehnlich unsicher und
schwankend erscheinen liess. Er richtete den Kopf hoch empor, seine Augen
oeffneten sich weit und leuchteten im tiefen Glanz auf, aus seinen Zuegen
strahlte eine wunderbare Hoheit und Ueberlegenheit, und mit einer
vollen, metallisch klingenden Stimme sprach er:
"Mein lieber Vetter, ich bin das Haupt unserer Familie und das erwaehlte
Oberhaupt der franzoesischen Nation, ich trage die Verantwortlichkeit fuer
meine Entschliessungen und bin mir dieser Verantwortlichkeit vollkommen
bewusst,--auf meine Entschliessungen aber hat Niemand Einfluss, als
|