l und ob bei derselben das Vereinsrecht zur
Ausuebung kommen werde, welches der Bevoelkerung gestattet, sich vorher
ueber die der Frage gegenueber einzunehmende Haltung zu verstaendigen."
"Zweifellos," erwiderte Herr Ollivier, "werden oeffentliche
Versammlungen Statt finden duerfen, und das Volk wird von allen seinen
verfassungsmaessigen Rechten Gebrauch machen koennen--doch," fuhr er fort,
"liegt es in der Natur der Sache, dass solche Versammlungen, da es sich
ja hier nur um die ganz einfache Beantwortung einer einfachen Frage
handeln wird, nicht so lange werden dauern koennen, als dies zum Beispiel
bei den Wahlen zum Gesetzgebenden Koerper erlaubt ist. Jeder soll nach
seiner freien Ueberzeugung eine sehr klar gestellte Frage beantworten,
und dazu sind in der That keine langen Debatten und keine langen
Vorbereitungen erforderlich."
"Aber die Regierung, meine Herren," rief der Graf Keratry in heftigem
und gereiztem Ton, "haelt es nicht fuer unnuetz, solche Vorbereitungen in
dem ausgedehntesten Masse zu treffen. So eben habe ich den Herren hier
mitgetheilt, dass ich erfahren, die Praefecten seien angewiesen, mit
aeusserster Energie das Plebiscit vorzubereiten und sogar den Gemeinden
Versprechungen in Betreff der Maires zu machen--es scheint also doch,
dass man es fuer wichtig haelt, die Autoritaet der Macht in die Wagschale zu
werfen, wenn die Mittheilungen," fuegte er hinzu, den scharfen
stechenden Blick auf Herrn Chevandier de Valdrome richtend, "die mir
gemacht, richtig sind."
Der Minister des Innern, ein vornehm aussehender, etwas gleichgueltig
blickender Mann von matten, nervoesen Gesichtszuegen, liess seinen Blick
von oben herab ueber den Grafen Keratry hingleiten, ein kaltes,
feindliches Laecheln spielte um seine Lippen und in kurzem, wenig
verbindlichem Ton erwiderte er:
"Ja, ich habe die Praefecten instruirt, wie ich das fuer mein Recht und
meine Pflicht halte, ich habe ihnen befohlen, die aeusserste Thaetigkeit zu
entwickeln, um die Enthaltung von der Abstimmung zu verhindern. Ich
trage die persoenliche Verantwortlichkeit fuer meine Anweisungen,--welche
uebrigens ganz und gar Verwaltungsmassregeln sind."
"Ich begreife nicht," rief Picard, "wie der Herr Minister des Innern das
Plebiscit als die freie Abstimmung des Volkes ueber die wichtigsten
Fragen, die sein oeffentliches Leben betreffen, eine Verwaltungsmassregel
nennen kann. Wenn es jedoch nun," fuegte er mit ironischem Laecheln hinzu,
"eine Verwal
|