, dass
eine Regierung, welche sich vollkommen klar ist ueber das, was sie nach
reiflicher Ueberlegung fuer ihre Pflicht erkannt hat, sich nicht dadurch
irre machen lassen darf, ob ihre Beschluesse und Massnahmen bei der einen
oder bei der andern Partei beifaellige oder tadelnde Beurteilung finde;
und ich kann nur wiederholen, dass die Regierung es fuer ihre Pflicht
haelt, mit aller Energie gegen das System der Stimmenenthaltung
aufzutreten. Das Kaiserthum und der Kaiser stehen nicht in Frage," fuhr
er mit fester Stimme fort, "wie hier so eben bemerkt wurde, die Frage
ist nur die, ob es gut sei, das Kaiserthum der Autoritaet und des
persoenlichen Regiments in ein liberales Kaiserthum umzuwandeln; dass die
Feinde des Kaiserthums ueberhaupt das Letztere nicht wollen, begreife
ich," fuegte er mit scharfer Betonung hinzu, "ob sie aber damit dem
Vaterlande einen Dienst leisten, ob sie nicht ihre Parteiruecksichten
hoeher stellen, als das Wohl der Nation, das will ich, meine Herren,
ihrem eigenen Gewissen ueberlassen." Und mit einer kurzen Verneigung
wandte er sich ab und verliess das Zimmer.
Ein Theil der Abgeordneten kehrte in den Saal zurueck, wo man ueber
einzelne Paragraphen des neuen Pressgesetzes debattirte. Die Meisten
aber entzogen sich dieser Debatte, praeoccupirt wie sie durch die ganze
politische Situation waren, verliessen sie das Palais des Gesetzgebenden
Koerpers, um in Privatzusammenkuenften bei den Parteifuehrern sich ueber die
zu fassenden Entschliessungen zu berathen.
Herr Ollivier durchschritt langsam die Corridore und stieg vor dem
Palais in sein sehr einfaches und unscheinbares Coupe, indem er dem in
dunkle Livree gekleideten Kutscher zurief:
"Nach den Tuilerien."
Kurze Zeit darauf fuhr er in den innern Hof des alten Koenigspalastes
ein, er hielt vor dem grossen Eingang, ueber welchem das von Lanzen
getragene Zeltdach sich ausdehnte.
Er fand den Dienst thuenden Ordonnanzofficier im Vorzimmer; dieser
fuehrte ihn sogleich in das Cabinet des Kaisers ein.
Napoleon III war frischer als sonst, zwar hingen seine Zuege mit dem
Ausdruck des Leidens und koerperlicher Schmerzen schlaff herab, aber in
seinem Blick machte sich eine gewisse an die vergangenen Tage seiner
Jugend erinnernde Energie bemerkbar, als er mit seinem langsamen, etwas
unsicheren Gang dem Minister entgegentrat, welcher es uebernommen, das
Steuer des Staatsschiffes, welches so lange die feste Hand des Herrn
Rouher gefuehrt hatte, durc
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