sie, wie ich einen Augenblick besorgte, eine thoerichte Neigung fuer
diesen jungen unbedeutenden Officier gehabt haben sollte, so ist ja
jetzt Alles auf's Beste geordnet. Hoffentlich wird auch die Affaire
keine ernsten Folgen haben," fuegte sie nachlaessig hinzu.
"So etwas kommt ja so oft zwischen diesen jungen Herren vor," sagte der
Commerzienrath, "und wie selten hoert man, dass es wirklich
lebensgefaehrlich wird. Es laesst sich ja auch jetzt gar nicht aendern, und
wir muessen das Beste hoffen. Ich glaube uebrigens nicht," fuegte er hinzu,
"dass dieser junge Buechenfeld es wirklich zum Aeussersten kommen lassen
wird. Die anderen Officiere schienen mir ebenfalls durch sein Betragen
sehr unangenehm beruehrt, ich glaube, dass die Sache mit einer
Ehrenerklaerung erledigt werden wird--der alte Herr von Rantow ist, so
viel ich weiss, ein Freund von dem Vater des Lieutenants und wird
ebenfalls darauf hinwirken koennen. Damit ist ja denn Alles gut, und alle
boshaften Gespraeche ueber uns und unsere Tochter, welche dieser Vorfall
hervorrufen wird, werden auf der Stelle niederschlagen, wenn wir ihre
Verlobung mit Herrn von Rantow sogleich proclamiren."
Er setzte sich behaglich in seinen Lehnstuhl und nahm eine Tasse Thee.
Noch lange sass das Ehepaar beisammen, Plaene fuer die Zukunft
besprechend, welche sich durch die Verbindung mit dem vornehmen Hause so
glaenzend gestalten wuerden.
Fraeulein Anna war ruhig und gefasst in ihr Zimmer gegangen, als sie die
Thuer hinter sich geschlossen, sank sie wie gebrochen in sich
zusammen,--lange stand sie schweigend, die Haende in einander gefaltet,
die Blicke starr auf den Boden geheftet.
"Wie schnell," sprach sie mit dumpfer Stimme, "sind die Traeume
verflogen, die mich hier gestern noch so suess umgaukelten, wie schnell
sind all die Liebesbluethen meines Herzens geknickt, aus denen ich einen
reichen Kranz fuer mein Leben zu winden hoffte."
Sie blickte um sich her, als ob ihr der gewohnte Raum, in dem sie sich
befand, fremd sei, als ob sie ihre Gedanken sammeln muesse, um sich klar
zu werden, wo sie sich befaende, und was mit ihr vorgegangen sei. Dann
zuckte wieder gluehender Zorn ueber ihr Gesicht.
"Oh, dass es so enden muss! Haette ich ihn verloren, haette sich selbst
seine Liebe von mir abgewendet, es waere ein edler Schmerz gewesen, ein
Schmerz, der die Seele haette beugen, aber nicht erniedrigen koennen. Aber
das Bewusstsein, dass ich das edelste und reinste Gefuehl mein
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