llier blickte ihn ein wenig erstaunt an und sagte im herzlichen
Ton:
"Sie wissen, mein junger Freund, dass mein Rath und meine Erfahrung, wenn
ich Ihnen mit denselben nuetzen kann, Ihnen stets zu Gebote stehen."
Er setzte sich in seinen Lehnstuhl und lud den jungen Mann ein, in einem
Sessel neben ihm Platz zu nehmen. Dieser jedoch blieb vor dem alten
Herrn stehen, senkte einen Augenblick nachdenkend den Kopf, wie um seine
Gedanken zu ordnen, und sprach dann mit bewegter Stimme:
"Sie haben mich kennen gelernt, Herr Challier, als heimathlosen
Fluechtling, und dennoch haben Sie mir freundlich Ihr Haus geoeffnet. Sie
haben mich in den Kreis Ihrer Familie aufgenommen und ich darf annehmen,
dass Sie Vertrauen zu mir haben, obgleich Sie nie vorher Etwas von mir
gehoert, obgleich Sie nicht wissen, woher ich stamme und welches meine
Vergangenheit war."
"Ich habe Ihnen vertraut," erwiderte Herr Challier, "weil Sie
hergekommen sind als der Diener eines edlen und ungluecklichen Fuersten.
Man dient dem Unglueck nicht, wenn man nicht ein edles und treues Herz
hat, darum habe ich Sie aufgenommen, wie man einen braven und
rechtschaffenen Mann aufnimmt, und," fuegte er mit der den Franzosen so
eigentuemlichen Hoeflichkeit des Herzens hinzu, "ich habe mich in meinem
Urtheil und meinem Vertrauen nicht getaeuscht, denn nun Sie uns
verlassen, fuehle ich, dass ein Freund von uns scheidet."
"Ich gehe in mein Vaterland zurueck," erwiderte Cappei, "um so bald es
mir moeglich ist, wieder vor Sie hintreten zu koennen, nicht mehr als der
heimathlose Unbekannte, sondern als ein Mann, der Ihnen nachweisen kann,
woher er stammt, was er war und was er ist, als ein Mann, der einen,
wenn auch kleinen, aber sichern Besitz hat, und der es darum wagen kann,
Ihnen eine Bitte auszusprechen, von der sein ganzes Lebensglueck
abhaengt,--die Bitte," fuegte er mit zitternder Stimme hinzu, "mir das
Schicksal Ihrer Tochter Luise anzuvertrauen, welche ich liebe mit aller
Waerme und Treue, die das Erbtheil unseres Stammes sind--deren Glueck ich
alle Kraft meines Lebens widmen werde und ohne welche meine Zukunft oede
und freudlos sein wuerde."
Der alte Herr Challier hatte ruhig und ernst zugehoert. Sein Auge ruhte
einen Augenblick mit liebevoller Theilnahme auf dem jungen Mann; dann
sprach er mit milder freundlicher Stimme:
"Ich habe Ihnen gesagt, Herr Cappei, dass ich volles Vertrauen zu Ihnen
habe, dass ich Sie fuer einen Ehrenmann halte,--daraus folgt
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