chienen.[2] So spricht er mit sich selbst: zur
Blanca aber sagt er, dass er den Brief sogleich an ihren Oheim senden
wolle, und geht ab. Blanca desgleichen; nachdem sie ihren Unstern
verwuenscht, sich aber noch damit getroestet, dass es kein Schlimmerer als
der Herzog sei, welcher von dem Anschlage des Grafen wisse.
Die Koenigin erscheinet mit ihrem Kanzler, dem sie es vertrauet hat, was
ihr in dem Garten begegnet. Sie befiehlt, dass ihre Leibwache alle Zugaenge
wohl besetzt; und morgen will sie nach London zurueckkehren. Der Kanzler
ist der Meinung, die Meuchelmoerder aufsuchen zu lassen und durch ein
oeffentliches Edikt demjenigen, der sie anzeigen werde, eine ansehnliche
Belohnung zu verheissen, sollte er auch selbst ein Mitschuldiger sein.
"Denn da es ihrer zwei waren", sagt er, "die den Anfall taten, so kann
leicht einer davon ein ebenso treuloser Freund sein, als er ein treuloser
Untertan ist."[3] Aber die Koenigin missbilliget diesen Rat; sie haelt es
fuer besser, den ganzen Vorfall zu unterdruecken und es gar nicht bekannt
werden zu lassen, dass es Menschen gegeben, die sich einer solchen Tat
erkuehnen duerfen. "Man muss", sagt sie, "die Welt glauben machen, dass die
Koenige so wohl bewacht werden, dass es der Verraeterei unmoeglich ist, an
sie zu kommen. Ausserordentliche Verbrechen werden besser verschwiegen,
als bestraft. Denn das Beispiel der Strafe ist von dem Beispiele der
Suende unzertrennlich; und dieses kann oft ebensosehr anreizen, als jenes
abschrecken."[4]
Indem wird Essex gemeldet und vorgelassen. Der Bericht, den er von dem
gluecklichen Erfolge seiner Expedition abstattet, ist kurz. Die Koenigin
sagt ihm auf eine sehr verbindliche Weise: "Da ich Euch wieder erblicke,
weiss ich von dem Ausgange des Krieges schon genug."[5] Sie will von
keinen naehern Umstaenden hoeren, bevor sie seine Dienste nicht belohnt, und
befiehlt dem Kanzler, dem Grafen sogleich das Patent als Admiral von
England auszufertigen. Der Kanzler geht; die Koenigin und Essex sind
allein; das Gespraech wird vertraulicher; Essex hat die Schaerpe um; die
Koenigin bemerkt sie, und Essex wuerde es aus dieser blossen Bemerkung
schliessen, dass er sie von ihr habe, wenn er es aus den Reden der Blanca
nicht schon geschlossen haette. Die Koenigin hat den Grafen schon laengst
heimlich geliebt; und nun ist sie ihm sogar das Leben schuldig.[6] Es
kostet ihr alle Muehe, ihre Neigung zu verbergen. Sie tut verschiedne
Fragen, ihn auszulocken und
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