tuetzt einer den andern. Betrachtet den Soldaten, der schwer
beladen sein junges Leben in taeglich vielstuendigem muehseligem Marsch gegen
die Feuerschluende der Feinde schleppt - er wuerde auf seiner furchtbaren
Reise erlahmen, liegenbleiben, verzweifeln nach der dritten oder vierten
Stunde, wenn er allein waere. Aber der Rhythmus der Masse haelt seine
Glieder im Gang; am klingenden Bewusstsein der Gegenwart von tausend
anderen haelt er sich aufrecht.
So ist es hier auch. Nimm den einzelnen Kulturmenschen, setze ihn in eine
Bauernstube, heisse ihn leben und arbeiten, wie es ein Bauer tut, und das
Heimweh packt ihn am achten Tage und treibt ihn davon. Mit Hunderten, ja
mit Tausenden seinesgleichen aber ist er gluecklich, legt er alle Tage
Strecken auf dem Wege der Gesundheit zurueck, deren er sonst nie faehig
waere, kommt er trotz aller Anfeindung durch sein bequemes, verzaerteltes,
tyrannisches Ich zum Siege.
LORELEI
Mein Bruder Joachim guckte ueber den Gartenzaun. Und als sich die
Gesellschaft aufloeste zum Abendspaziergang, fuegte es sich leicht, dass Eva
und Annelies, Joachim und ich uns zusammenschlossen. Im Poetenwinkel der
Lindenherberge standen die Fenster offen, da sangen zwei junge Maenner zur
Laute:
"Rosenbusch holderblueh,
Wenn i mei Maedle g'sieh -"
Wir blieben stehen und hoerten zu. Die Saenger reichten zwei volle Glaeser
zum Fenster heraus, und unsere Maedchen nippten daran und lachten.
Annelies hatte meinem Bruder zugetrunken, und es war mir schon
aufgefallen, wie seine sonst so ernsten Augen aufleuchteten. Dann, als der
froehliche Singsang ueberging in "Drauss' ist alles so praechtig, und es ist
mir so wohl", bemerkte ich, dass Joachim heimlich nach Annelieses Hand
fasste, die ihm das Maedchen traumverloren ueberliess.
Eva stand ans Fenster gelehnt. Der Duft der Wiese schlug mir schwer in die
Sinne. Gluehwuermchen funkelten durchs Gras. Droben im einsamen Hirtenhaus
blies auf seinem Waldhorn der freiwillig Verbannte, dessen Liebesleiden
ich kenne, Eichendorffs traurige Weise:
"Sie hat einen andern genommen,
Ich war draussen in Schlacht und Sieg,
Nun ist alles anders gekommen,
Ich wollt', es waer' wieder Krieg!"
Ueber die Wiese gingen zwei langsam dahin. Die Frau vom Forellenhof, die
sich Magdalena nannte, und die kleine Luise. Das Kind erkannte mich und
eilte auf mich zu. Die Frau blieb abgewandt stehen. Da rief die K
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