FREE BOOKS

Author's List




PREV.   NEXT  
|<   118   119   120   121   122   123   124   125   126   127   128   129   130   131   132   133   134   135   136   137   138   139   140   141   142  
143   144   145   146   147   148   149   150   151   152   153   154   155   156   157   158   159   160   161   162   163   164   165   166   167   >>   >|  
er es anstellen solle, die Zuegel der Pferde, von denen eines sehr unruhig war, nicht loszulassen und doch an das Tor zu klopfen. So schrie er: "Es ist zu! Es ist zu! Bitte, machen Sie gefaelligst auf!" und es klang wie ein jammernder Hilferuf. Die Leute, die noch im Hofe waren, lachten, und niemand dachte daran, Piesecke in seiner Not beizustehen. Da eilte die kleine braune Anneliese ueber den Hof und versuchte das schwere Tor zu oeffnen. Ich half ihr dabei, und ich sah zum erstenmal, wie reizend dieses Maedchen war. Wie eine suesse, junge, rote Rose! Ihre Sternenaugen gruessten mich wieder so freundlich, und ich glaubte, zu ihrem Herzen wuerde ich den Weg wohl leichter finden als zum Herzen dieser stolzen Eva. Und sah doch wieder zu dieser Eva hin. Nun sollte zur Abendmahlzeit gerufen werden. In anderen Hoefen geschah das durch eine Glocke. Hier im Forellenhof trat Emmerich mit seiner Leibgarde auf. Vier Mann, zwei mit Becken, einer mit einer Trommel, einer mit einer Pauke. Dieser Tischruf war so gewaltig, dass die Leute drunten in Waltersburg wussten, wann im Forellenhof gegessen wurde. Damit aber auch der lyrische Teil dieser Emmerichschen Kunstleistung nicht fehle, wurde ein Kanon gesungen, den Emmerich gedichtet und komponiert hatte: "Lobt den Herrn, hat's zu bedeuten, Wenn zur Ruh die Glocken laeuten, Doch dabei nicht zu vergessen, Kommt zum Essen! Kommt! Kommt!" Die vier Saenger sangen diesen Kanon mit tiefem Gefuehl. Bald sammelten sich die Abendgaeste an der grossen Tafel im Garten. Emil Barthel sass an der Spitze und praesidierte. Es gab Bratkartoffeln, Milch, Weisskaese, Butter und Brot, gruenen Salat, frische Kirschen und Haselnuesse. Dieses Abend-"Menu" habe ich glatt von Lahmann im "Weissen Hirsch" uebernommen, weil es kein besseres gibt. Piesecke behauptete, wenn er Milch, Kirschen, gruenen Kopfsalat und Weisskaese zusammen aesse, bekaeme er auch zusammen die Ruhr, den Typhus und die Cholera. Er war deshalb mit noch einem anderen Kurgast an einen Extratisch gesetzt und bekam besondere Kost. Nach vierzehn Tagen, als Piesecke sah, dass die Gaeste am "Normaltisch" sich sehr wohl fuehlten, wurde er seiner Einsamkeit ueberdruessig und verlangte zu den anderen. Ich ass an diesem Abend mit im Forellenhof, und ich hatte grosse Freude, zu sehen, wie herrlich es den Leuten schmeckte. Auch die Tischgespraeche, die gefuehrt wurden, gefielen mir. Weit weg war alles gespreizte, verlogene Getue, w
PREV.   NEXT  
|<   118   119   120   121   122   123   124   125   126   127   128   129   130   131   132   133   134   135   136   137   138   139   140   141   142  
143   144   145   146   147   148   149   150   151   152   153   154   155   156   157   158   159   160   161   162   163   164   165   166   167   >>   >|  



Top keywords:

Forellenhof

 
dieser
 

Piesecke

 

anderen

 

seiner

 

Emmerich

 
Herzen
 
wieder
 

gruenen

 

Weisskaese


zusammen

 

Kirschen

 

frische

 

vergessen

 

bedeuten

 
laeuten
 

Glocken

 
Dieses
 

Haselnuesse

 

Garten


Barthel

 

grossen

 

Abendgaeste

 
Gefuehl
 

Spitze

 

praesidierte

 

Saenger

 

sammelten

 
sangen
 

Bratkartoffeln


tiefem

 

diesen

 
Butter
 

Typhus

 

grosse

 

diesem

 
Freude
 
Leuten
 

herrlich

 

verlangte


Normaltisch
 

fuehlten

 

Einsamkeit

 

ueberdruessig

 

schmeckte

 

gespreizte

 

verlogene

 
gefuehrt
 

Tischgespraeche

 
wurden