haeftskonzern spricht allein in Neustadt. Wenn sich nun Ihrem Vater ein
Feld neuer Taetigkeit bietet, das ihn mehr befriedigt, ist es recht von
ihm, wenn er zusagt."
"Sie sind ein lieber Mensch", sagte sie dankbar, und meine Augen flammten
auf, und auf einen Augenblick war es mir, als floege meine Seele einem
seligen Lande zu. Das Herz stockte, der Atem setzte auf Sekunden aus, ein
seliger Taumel fasste mich ...
Draussen an der Tuer erhob sich ein Singen:
"Abend wird es wieder;
Ueber Wald und Feld
Saeuselt Frieden nieder,
Und es ruht die Welt."
Das alte Abendlied wurde von vierstimmigem Chor gesungen. Da oeffnete der
lange Ignaz das Tor. Er hatte in der Nische gelehnt, und ich hatte ihn
vorher gar nicht gesehen. Vielleicht hatte er alles gehoert, was wir
gesprochen hatten. Jetzt blickte er mich mit finsterem Gesicht an. Aber
ich beachtete ihn gar nicht. Ich sah auf die Saenger, die durchs Tor zogen.
Sensen und Rechen trugen sie ueber die Schultern, alle mit Feldblumen
geschmueckt, voran schritt Emmerich, der Chormeister, mit einem mit
Kornblumen geschmueckten Taktstock:
"Nur der Bach ergiesset
Sich am Felsen dort,
Und er braust und fliesset
Immer, immerfort.
So in deinem Streben
Bist, mein Herz, auch du,
Gott nur kann dir geben
Wahre Abendruh!"
Als letzte in der Reihe kamen die kleine Luise und eine Frau, die das Kind
an der Hand fuehrte. Diese Frau war wohl noch jung; sie war von hoher,
schoener Figur. Das Gesicht konnte ich nicht sehen, weil das bunte
Kopftuch, das sie trug, weit vorgeschoben war. Luise, die jetzt sehr
haeufig auf dem Forellenhofe war, schmiegte sich dicht an ihre Begleiterin.
"Wie heisst die Frau, mit der Luise geht?" fragte ich Eva.
"Sie nennt sich Magdalena, ist sehr still und bleibt fast immer fuer sich
allein. Aber das Kind haengt an ihr."
Behutsam zog ich mein Notizbuch. Dort hatte ich die Kurgaeste des
Forellenhofes verzeichnet.
"Magdalena ..., geschiedene Frau Kaufmann Agnes Blassing aus Aachen,
behandelnder Arzt Dr. Michael", stand dort verzeichnet.
Das Abendlied verklang; die Leute zerstreuten sich an der Brunnenroehre
oder am Bach; die meisten aber zogen doch vor, ihre Abendtoilette auf dem
Zimmer zu besorgen.
Draussen auf der Strasse knarrte noch ein Wagen. Trotzdem schloss der lange
Ignaz das Tor. Das war eine neue Heimtuecke von ihm; denn vor dem Tor stand
Piesecke mit einem Fuder Klee und wusste nicht, wie
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