sich die Wissenschaften auf. Wenigstens ist in dem, was wir
Thatsachen nennen, das Vorgefundene das herrschende Element, waehrend in
den Gedanken das Vorgefundene gegen die Zuthaten zuruecktritt. Zu den
Gedanken gehoeren auch die Begriffsurteile oder Begriffssaetze wie: weiss
ist nicht schwarz, ein Viereck nicht rund, ein gleichseitiges Dreieck
gleichwinklig, zwei kleiner als drei usw., die das Gebiet der logischen
und mathematischen Wahrheiten umfassen. Sie sind vollkommen wahr, auch
wenn die Glieder, die sie miteinander verbinden, gar nicht existieren;
auch wenn es so etwas wie weiss und schwarz, Viereck und rund,
gleichseitiges und gleichwinkliges Dreieck, zwei und drei in Wirklichkeit
gar nicht giebt, so bleibt doch die in diesen Urteilen ausgedrueckte
Beziehung durchaus wahr. Sie ist ewig gueltig, ihre Wahrheit hat einen
ueberzeitlichen Charakter.
Richtig verstanden gilt das aber von allen Urteilen, die eine Wahrheit zum
Ausdrucke bringen. Die Thatsachen unsres Bewusstseins, von denen nur wir
allein jeder fuer sich Kenntnis haben koennen, und alle uebrigen Thatsachen
von mehr oder minder langer Dauer -- wie sie z. B. in den Urteilen: ich
freue mich jetzt, oder: die Lampe steht auf dem Tische, ausgedrueckt werden
-- koennen nur wirklich oder wahr sein, wenn dies, dass sie jetzt oder eine
zeitlang bestehen, fuer alle Zeiten gilt. Alle Wahrheit, auch die
anscheinend nur einen Augenblick oder eine kurze Zeit bestehende, hat
einen ueberzeitlichen Charakter. Sie hat trotz ihres scheinbar kurzen
Bestandes eine ewige Gueltigkeit. Nur darum ist sie Wahrheit.
Dritte Untersuchung.
Bedeutung des ueberzeitlichen Charakters der Wahrheit.
Aber wie ist das moeglich? Nur dadurch, dass auch die vergaengliche
Thatsache eine ewige Bedeutung hat, aus der sich ihr Hervortreten in der
Zeit erklaert. Nur aus dieser ihrer ewigen Bedeutung, die ihre zeitliche
Existenz bedingt und begruendet, folgt notwendigerweise der ueberzeitliche
Wahrheitscharakter der Thatsache. Eine ewige Bedeutung kann aber der
zeitlichen und vergaenglichen einzelnen Thatsache nicht als solcher in
ihrer Vereinzelung sondern nur als Glied eines groesseren ueber ihre
Zeitlichkeit und Vergaenglichkeit hinausgehenden Ganzen zukommen; nur als
Teil der Gesamtwirklichkeit, die als Ganzes wenigstens ueber die
Zeitlichkeit und Vergaenglichkeit ihrer Teile hinausgeht. Schon im
gewoehnlichen Leben sprechen wir bei Thatsachen nur von Wahrheit, wenn sie
in den Zusamme
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