ntersuchung.
Der Begriff der Philosophie.
Koennen wir wirklich fuer unser Erkennen das Eindringen in das Wesen der
Dinge in diesem Sinne als Aufgabe in Anspruch nehmen? Geht eine solche
Aufgabe nicht ueber die Kraft des Erkennens hinaus? Gilt das Wesen der
Dinge nicht mit Recht fuer unerkennbar? Haben wir beispielsweise vom Wesen
der Farbe eine Erkenntnis? Die Physiker sagen, die Farben seien
Aetherschwingungen; die Physiologen nennen sie Empfindungen. Aber weder die
einen noch die andren koennen uns sagen, was es mit den Aetherschwingungen
und Empfindungen eigentlich auf sich hat, was ihr Wesen ist. Das Wesen der
Farbe wuerden wir erst dann erkannt haben, wenn wir den ursaechlichen
Zusammenhang zwischen den Aetherschwingungen und unsren Empfindungen und
den Zweckzusammenhang zwischen beiden verstanden haetten, wenn wir wuessten,
warum die Aetherschwingungen die Farben erzeugen und wodurch sie das
vermoegen. Davon aber sind wir sehr weit entfernt. Wir wissen nicht, wie
die durch die Aetherschwingungen erzeugten Gehirnvorgaenge es machen, dass
die von ihnen ganz verschiedenen Farbenempfindungen auftreten, und noch
weniger, warum es der toten und gleichmaessigen Aetherschwingungen bedarf,
um die ganze Farbenwelt hervorzuzaubern, die der Kunst der Malerei ihre
Existenz verleiht. Noch weniger koennen wir das Wesen des Menschen
erkennen. Platon nannte den Koerper den Kerker und das Grab der Seele,
moderne Physiologen betrachten das Bewusstsein als ein ueberfluessiges und
unbequemes Nebenprodukt. Die Frage, warum der den Geist so oft behindernde
Koerper mit dem den Koerper so oft zum Siechtum verurteilenden Bewusstsein
verbunden ist, wird heutzutage kaum gestellt. Erst die Beantwortung dieser
Frage wuerde uns Aufklaerung ueber das Wesen des Menschen geben. Aber wenn
wir das Wesen der Dinge gar nicht erkennen koennen, warum denn von dieser
Erkenntnis reden und von ihr so viel Aufhebens machen? Wir antworten: das
Ziel des Erkennens ist unzweifelhaft das Wesen der Dinge, und wer die
richtige Darstellung vom Erkennen geben will, darf dies sein Ziel nicht
ausser Acht lassen; mag das Erkennen dasselbe auch nur unvollkommen und
annaehernd erreichen. Man hat die Philosophie nicht mit Unrecht als die
Wissenschaft vom Wesen der Dinge bezeichnet. Man muss sie folgerichtig
auch als die Wissenschaft der Fragen bestimmen, denn sie steht mitten im
Fragen und kommt aus dem Fragen gar nicht heraus. Aber ist das etwa eine
ihrer unwuerdige
|