fen und, falls sich hierbei ein Fehler ergiebt, durch diese
Pruefung den Schein des Einleuchtens zu zerstoeren. Nehmen wir ferner an,
dass ein Satz in unmittelbarer Weise einleuchtend zu sein scheint, so
koennen wir fuer das Gegenteil einen Beweis zu fuehren suchen und dadurch den
Schein des Einleuchtens entfernen. Es bleibt noch ein Fall als moeglich
uebrig. Ein Satz koennte unmittelbar einleuchtend scheinen und sein
Gegenteil auch nur unmittelbar einleuchten, sodass wir also keinen Beweis
fuer dasselbe zu fuehren im Stande sind. Hier stehen nun freilich Ja und
Nein einander gegenueber, und eine Entscheidung ist unmoeglich. Aber dieser
vierte Fall ist in der Geschichte der Philosophie nicht vorgekommen.
Heraklit und Hegel haben das Gesetz des Widerspruchs geleugnet, aber ihr
Recht zu dieser Leugnung durch einen Beweis darzuthun gesucht. In neuester
Zeit hat man das Gesetz der Kausalitaet nicht eigentlich geleugnet aber
doch bezweifelt, dass es unmittelbar einleuchtend sei. Aber auch diesen
Zweifel sucht man zu begruenden, indem man dem Gesetze der Kausalitaet das
Gesetz von der Gleichfoermigkeit des Naturlaufs, das nur auf einer
Induktion beruht, substituiert -- eine Zusammenfassung unsrer Erfahrungen
ueber die Qualitaet der zu bestimmten Wirkungen gehoerenden Ursachen. Solche
Gedankengaenge, die das unmittelbare Einleuchten gewisser Saetze bestreiten,
kommen natuerlich im wirklichen Leben nicht vor. Man ist hier eher geneigt,
das unmittelbare Einleuchten gewisser dem sinnlichen Schein oder einer
unberechtigten Verallgemeinerung zu liebe aufgestellter Saetze zu
behaupten, wie z. B. das unmittelbare Einleuchten des Satzes, dass die
Sonne still steht. Hier ist es ein Leichtes, durch den Beweis des
Gegenteils den Schein des unmittelbaren Einleuchtens zu zerstoeren.
Es ergiebt sich, dass wir dem unleugbaren Vorkommen einer vermeintlichen
Einsicht und eines vermeintlichen Einleuchtens nicht ratlos
gegenueberstehen und uns hierdurch in der Annahme des Einleuchtens der
Zusammengehoerigkeit als eines zuverlaessigen und entscheidenden
Kennzeichens der Wahrheit nicht irre machen lassen duerfen. Wir koennen
nicht bloss die wirkliche Einsicht von der vermeintlichen an bestimmten
Merkmalen unterscheiden, wir koennen auch die entstehende vermeintliche
Einsicht ueberwinden, und zwar durch die wirkliche Einsicht.
Siebzehnte Untersuchung.
Einsicht und Denknotwendigkeit.
Die Einsicht oder Erkenntnis beruht, wie wir sahen, au
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