Die
wissenschaftliche Arbeit hat in ihnen wohl einen Ansporn und ein Licht,
aber sie beginnt erst mit der Eingebung und muss so lange fortgesetzt
werden, bis die Zusammengehoerigkeit der Eingebung mit dem Wirklichen
einleuchtet und eingesehen wird. Dann erst wird die Eingebung zur
Erkenntnis.
Der Ausdruck Eingebung ist insofern ein vorlaeufiger. Zu einer wirklichen,
von der Einbildung sich unterscheidenden Eingebung wird ein Gedanke erst
dadurch, dass wir ihn zu einer wirklichen Erkenntnis erheben. Von den
beiden Gedanken ueber das Wesen des Koerperlichen, die wir erwaehnten,
scheint sicher zu sein, dass sie zu wirklichen Erkenntnissen nicht erhoben
werden koennen. Nach dem ersteren Gedanken, der die Natur als Gegensatz zum
Bewusstsein fasst, muesste man die Natur etwa als Schranke des
Bewusstseins, als symbolischen Ausdruck seiner Endlichkeit auffassen, dem
sich dann die scheinbar unendliche Ausdehnung der Natur im Raume als
symbolischer Ausdruck ihrer vorgeblichen Unendlichkeit zur Seite stellt.
Nach dem letzteren Gedanken muesste man etwa annehmen, dass die Natur in
einer stufenweisen Entwicklung allmaehlich zu einem geistigen Dasein
verklaert wuerde, wie es die Anschauung des neuen Testamentes ist oder zu
sein scheint. Aber was in beiden Faellen die Wirklichkeit der Natur
eigentlich sein soll, bleibt voellig dunkel.
Wenn wir an dem wirklichen Bestehen von Eingebungen nicht zweifeln koennen,
so fragt es sich, woher sie kommen. Wir haben gesehen, dass das Wesen der
Dinge in ihrer Wahrheit besteht und dass sie nur dadurch, dass sie wahr
sind, wirklich sein koennen. Ihre Wahrheit ist Bedingung ihrer Wirklichkeit
und ihr gegenueber das Massgebende und Entscheidende. Alle Dinge haengen so
mit dem Reiche der Wahrheit, mit dem System der Wahrheit zusammen -- eine
einzelne Wahrheit giebt es streng genommen nicht -- sind von ihm
durchdrungen oder in dasselbe eingegliedert. Das gilt natuerlich auch von
unsrem Bewusstsein, von unsrem Erkennen und allen dasselbe vorbereitenden
Vorgaengen. Sie sind aufs engste mit dem Reiche oder System der Wahrheit
verbunden, und aus dieser Verbindung erklaert es sich, dass scheinbar
unvermittelt in uns Gedanken auftreten oder, wie wir gewoehnlich sagen, uns
eingegeben werden.
Es giebt sicher zwei Erkenntnisquellen, das Wort im weitesten Sinne
genommen: nicht Quellen, aus denen wir die Erkenntnisse schoepfen, sondern
Ausgangspunkte, zwei verschiedene Ausgangspunkte fuer unser Erkennen, die
|