dasselbe bedingen und seinem Inhalte nach bestimmen. Das sind einerseits
die Empfindungen als Erkenntnismittel der Aussenwelt und die
Bewusstseinsvorgaenge als Erkenntnismittel der Innenwelt, beide zusammen
das ausmachend, was wir als Erfahrung bezeichnen koennen, wenn wir darunter
eben den Ausgangspunkt fuer das Erkennen verstehen. Diesen stehen
anderseits die Eingebungen gegenueber. Die Erkenntnis ist natuerlich von
beiden verschieden. Sie ist Sache des Denkens, der Vernunft, und besteht
weder in einer blossen Umformung der Empfindungen, wie Condillac und die
Sensualisten meinen, noch in einer blossen Umformung der
Bewusstseinsvorgaenge. Dass uns die Eingebungen, die nur dem
hochentwickelten Bewusstsein zuteilwerden koennen, in den an die Erfahrung
sich anschliessenden Formen des Denkens gegeben werden, hindert natuerlich
nicht, sie als Ausgangspunkt fuer das Erkennen in dem eroerterten Sinne zu
betrachten.
Sechsundzwanzigste Untersuchung.
Religioese Erkenntnisse.
Nimmt man an, dass es kuenstlerische und wissenschaftliche Inspirationen
giebt, so wird man auch den religioesen Inspirationen seine Anerkennung
nicht versagen koennen. Die Religion ist, ganz allgemein gefasst, das
Bewusstsein von der Verbindung des Menschen mit Gott und ein auf Grund
dieses Bewusstseins eingeleiteter Verkehr des Menschen mit Gott, der in
der rueckhaltlosen Hingabe des Willens, der Person, des ganzen Wesens an
Gott seinen Grund hat und in einer persoenlichen Beziehung zu Gott besteht.
Wird nun unter Gott, wie es in der Religion der Fall ist, das ueber der
Welt der Erscheinungen erhabene Wesen verstanden, in dem alles wirkliche
Sein und alle Wahrheit ihren Grund hat, so ist begreiflich, dass gerade
auf religioesem Gebiete die Inspirationen die groesste Rolle spielen. Sie
sind von der Religion ihrem wahren Wesen nach unabtrennbar. Das kann man
nur leugnen, wenn man dieses Wesen voellig verkennt oder in sein Gegenteil
verkehrt. In allen weltbewegenden Religionen treten Seher, Propheten auf,
die sich solcher von Gott empfangener Inspirationen ruehmen. Sofern sie
eine neue religioese Bewegung herbeifuehren, nennen wir sie Gruender, Stifter
der Religionen oder Verbesserer, Reformatoren. Der Inhalt ihrer
Inspirationen sind keineswegs, nicht einmal groesstenteils, Zukunftsbilder,
sondern die ganze Natur und Menschenwelt umspannende Gedanken, die ueber
das eigentliche Wesen und die Wahrheit der Dinge, d. h. ueber ihre Stellung
und Bedeutu
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