Schluss.*
Man wird sagen, unsere Darlegung sei Metaphysik. Gewiss mit Recht! Wir
kennen keine andren Wahrheiten als die einen ueberzeitlichen Charakter
haben, und Wahrheit in diesem Sinne ist Metaphysik, auch wenn man sie
durch ihre unloesbare Verbindung mit dem Erkennen davor schuetzt, Ding an
sich zu sein. Wer die Metaphysik in diesem Sinne leugnet, fuer den giebt es
keine Wahrheit mehr. Er ist unrettbar dem Skepticismus verfallen. Oder
nicht? Man sagt, Wahrnehmungen, die sich bewaehren, sind wahr, wie die
Wahrnehmung, dass Digitalis den Puls herabsetzt, Chinin Fieber beseitigt.
Oder Wahrnehmungen, die sich als Teil einem widerspruchslosen System von
Saetzen einordnen lassen, sind wahr. In beiden Faellen werden aus den
Wahrnehmungen Erfahrungen. Das erstere ist die empiristische
Wahrheitstheorie, das letztere die rationalistische. Aber es fragt sich,
woher wir wissen, dass etwas sich bewaehrt, das etwas sich einem
widerspruchslosen System von Saetzen einordnen laesst. Doch nur daraus, dass
es uns einleuchtet und wir es einsehen. Was immer uns aber einleuchtet und
was immer wir einsehen, das leuchtet uns ein, oder das sehen wir ein als
eine Wahrheit, die fuer alle Zeiten und darum auch fuer alle Denkenden gilt.
Das Sichbewaehrende ist, wie alles induktiv Erschlossene, nur
wahrscheinlich, das Widerspruchslose nur moeglicherweise wahr. Oft wenn die
Verhaeltnisse einfach ueberschaubar sind, haben wir schon bei der einzelnen
Wahrnehmung eine Einsicht in die Wahrheit. Wir erkennen z. B. sofort, dass
der gluehende Ofen verbrennt, dass Wasser aus Wasser- und Sauerstoff
besteht; ebenso dass gleichseitige Dreiecke gleiche Winkel haben, dass
Peripheriewinkel die Haelfte der Centriwinkel ausmachen. Dort bedarf es nur
Einer Wahrnehmung, hier nur einer beliebig gewaehlten Figur. Das Probieren,
Versuchen der Wiederholung einer Wahrnehmung oder ihrer Einordnung in ein
System hat seinen Wert: die Wiederholung, um unsere Lebenszwecke zu
sichern und zu foerdern, die Einordnung, um ein Erkenntnisideal zu
verwirklichen; aber beides ist kein Pruefstein der Wahrheit.
NAMEN- UND SACHREGISTER.
*A.*
*Abhaengigkeit* voellige aller Dinge von Gott S. 51.
*Absehen* nicht das Wesen der Abstraktion S. 21, -- von dem in den
Sinnenbildern der Ausdehnung und Bewegung und den entsprechenden
Kategorien enthaltenen irrationalen Element S. 49, 57--58.
*Abstraktion*, worin sie besteht S. 21--22, -- geht der Generalisation
voran, durch
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