die Zweckmaessigkeit
mechanisch zu erklaeren. Nur was seiner Umgebung angepasst und fuer den
Verkehr mit ihr eingerichtet ist, soll daseinsberechtigt und lebensfaehig
sein. Woher kommt die Anpassung und Einrichtung? Es passt sich selbst an,
richtet sich selbst ein; vermoege seines Selbsterhaltungstriebes kommt es
zur Selbstentfaltung und Selbstentwicklung. Das ist eben das, was
Aristoteles Zielstrebigkeit nennt. Man sagt, das Staerkere erhaelt sich,
weil es besser fuer den Kampf ums Dasein ausgeruestet ist. Aber das gilt
nicht eigentlich vom Staerkeren, sondern vom feiner Organisierten, vom
Empfaenglicheren, Reizbareren, also von dem Vollkommneren. Dieses ist das
Staerkere. Mit andren Worten, die Entwicklung zum Vollkommneren, die
Zielstrebigkeit setzt sich durch, haelt sich aufrecht. Der Geruchssinn des
Parfumeriefabrikanten, der Geschmackssinn des Gourmands, der Gehoerssinn
des Musikdirigenten, der Gesichtssinn des Mikroskopikers wird durch die
infolge der Uebung und Gewoehnung wiederholt auftretenden und einander
weckenden Empfindungen feiner, zarter, fuer Unterschiede empfaenglicher,
keineswegs aber groeber, staerker. Waere das letztere der Fall, dann liesse
sich durch Summierung der wiederauflebenden Empfindungen alles sehr leicht
erklaeren, rein mechanisch; alle Vervollkommnung waere nur ein
Staerkerwerden. Aber es ist anders in der Natur; man kann von einem
aristokratischen Prinzip als dem herrschenden, in letzter Instanz
ausschlaggebenden reden. Das Bessere, das Vollkommnere gewinnt im
Allgemeinen den Sieg, das Staerkere nur ausnahmsweise. Dem gegenueber
versagt die mechanische Erklaerung. Dass sich das Bessere, Vollkommnere
durchsetzt und erhaelt, scheint ohne Zielstrebigkeit nicht erklaert werden
zu koennen.
Die fortschreitende Entwicklung der Natur ist nicht zu leugnen. Sie
vollzieht sich durch Zusammenfassung des Nebeneinanderliegenden,
Getrennten zur Einheit, durch Bildung kleinerer Ganzen, z. B. der
Himmelskoerper im Weltenraum, der Krystalle, Pflanzen, Tiere auf der Erde,
und innerhalb dieser letztern durch Herstellung von Mittelpunkten zuerst
und dann von Systemen, die das kleine Ganze beherrschen: Ernaehrungs-,
Nerven-, Bewegungssystem. Aber wie langsam geht diese Entwicklung vor
sich, ihr Alter zaehlt nach Jahrmilliarden! Die eigentliche Staette
unablaessiger, augenscheinlicher, fortschreitender Entwicklung ist die
Geschichte. Insofern kann man sie als die an Intensitaet freilich alles
Vorausgehende h
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