lcher Eza auf
schroffem Fels, mitten in der Landschaft, emportaucht. Welche gewaltige
Kraft war noethig, um in so schwindelnder Hoehe, so unvermittelt zwischen
Himmel und Erde, aus maechtigen Quadern Burgen zu erbauen! Von Abgruenden
umgeben, vor jeder Ueberraschung sicher, haben nach einander nizzardische
und piemontesische Geschlechter in dieser Burg geherrscht. Armselige
Haeuser suchten Schutz an den befestigten Mauern, und auch heut noch stehen
sie da und draengen sich um die zerfallenen Ruinen. Die alte Pracht
verschwand von dieser Staette: das Elend ist geblieben. Von aussen aber
vergoldet es die strahlende Sonne des Suedens und hebt den stolzen Felsen
majestaetisch ab gegen den blauen Hintergrund des Meeres.
Nizza wird immer groesser, verliert den urspruenglichen, italienischen
Charakter, nimmt ganz denjenigen einer eleganten, cosmopolitischen Stadt
an und amuesirt sich ohne Unterbrechung. Endlos folgen im Winter Redouten,
Blumenschlachten, Regatten, Pferderennen auf einander. Wie eigen dieser
Trieb zum Vergnuegen, der sich hier auch der einheimischen Bevoelkerung
bemaechtigt hat! Denn kaum hat ein Ort gleich schwere Schicksale im Laufe
der Zeiten erlebt. Unzaehlige Male wurde die Stadt gepluendert und verwuestet
durch Gothen, Longobarden, Saracenen und Provencalen. Frankreich eroberte
sie wiederholt, um sie zu verlieren und wieder zu gewinnen. Sie wurde von
der Pest heimgesucht, durch starke Kaelte ihrer Oliven- und Orangenbaeume
mehrfach beraubt, von afrikanischen Heuschrecken haeufig ueberfallen. Daher
vielleicht der Leichtsinn, der sich seiner Bevoelkerung bemaechtigt hat und
der den Grund dazu legte, dass Nizza zu einer Metropole der schalen
Vergnuegungen aufwuchs. Mein Ziel war Nizza nicht, vielmehr das Cap
d'Antibes, ein Ort, den ich schon vor vielen Jahren liebgewonnen hatte.
Ein Aufsatz von George Sand, in der "_Revue des deux mondes_" vom Jahre
1868, machte mich mit den Schoenheiten dieses Vorgebirges zuerst bekannt.
George Sand besuchte auf demselben den schoenen Garten des hervorragenden
franzoesischen Botanikers Thuret und war von der Aussicht ganz hingerissen,
die man von dort genoss. Dass das Cap trotzdem so unbeachtet blieb, haengt
mit seiner exponirten Lage zusammen, die es zum Aufenthaltsorte fuer
Lungenleidende wenig geeignet macht. Das Cap ist in das Meer weit
vorgeschoben und daher den Winden ausgesetzt; auch sieht man von demselben
die Schneealpen, und ist demgemaess auch nicht gegen den kalt
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