luthen. Fort und fort wechseln die Bilder. Abwaerts taucht der Blick in
die gruenen Thaeler und trifft immer neue Einschnitte der Kueste; aufwaerts
wird er begrenzt durch die maechtigen Kuppen der Berge. Wo diese
auseinandertreten, da tauchen, wie mit einem Zauberschlag, die
schneebedeckten Haeupter der Seealpen in der Ferne auf. - Den hoechsten
Punkt hat die Corniche bei La Tourbie, der alten _Trophea_ oder _Turris in
via_, etwa 500 Meter ueber dem Meere erreicht. Die Corniche folgt der alten
roemischen Strasse; Napoleon I. war es, der sie im Jahre 1805, so wie sie
heute ist, ausbauen liess. Jetzt ist die Tourbie sogar durch eine
Zahnradbahn mit Monte Carlo verbunden. Einst lief hier die Grenze, welche
Gallien von Italien schied. Der weit sichtbare, aus maechtigen Truemmern
aufsteigende Thurm, der als Thurm des Augustus bekannt ist, trotzt noch
immer der Zeit. Mit seinen zackigen Zinnen, erst im vierzehnten
Jahrhundert erbaut, ging er aus den Quadern des gewaltigen Denkmals
hervor, das hier der Senat und das roemische Volk dem Octavian errichten
liessen, als die Schlacht bei Actium ihn zum Herrn der Welt machte. Plinius
hat uns die Inschrift bewahrt, welche das Denkmal auf seinen vier Seiten
trug. Ausser der Widmung an den _Caesar Imperator_ standen da die Namen von
vierundvierzig Alpenvoelkern verzeichnet, welche unter roemisches Joch
gebeugt worden waren. Ein Standbild des Kaisers kroente das Denkmal, das,
alter Schilderung nach zu urtheilen, grossartig gewesen sein musste.
Trotzdem schonten es die spaeteren Zeiten nicht. Die Longobarden begannen
seine Zerstoerung. Die Saracenen gestalteten es zur Festung. Dann schoepften
Jahrhunderte lang die Bewohner von La Tourbie aus den Truemmern, wie aus
einem Steinbruch, die Steine zum Bau ihrer Kirche und ihrer Haeuser. Im
zwoelften Jahrhundert holten die Genueser hier Marmor zum Schmucke ihrer
Bauten, und was dann noch verblieb, wurde am Hochaltar in der alten
Kathedrale von Nizza verwandt. - Von La Tourbie aus sieht Monte Carlo mit
all seinem Glanz und Elend nur wie ein unschuldiges Kinderspielzeug aus.
An den Ernst des Lebens wird man aber auch in dieser Hoehe durch alle die
Festungswerke gemahnt, welche Frankreich auf den Berggipfeln errichtet
hat. Selbst der hoechste Berg ueber Monte Carlo, der 1150 Meter hohe
Mont-Agel, dessen Gipfel weithin das ganze Land beherrscht, hat jetzt
einen Kranz von Redouten erhalten.
Als Glanzpunkt der Corniche erscheint mir die Stelle, an we
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