icht, wo ich ihm zu bleiben befahl?
Rutland. Rechne ihm dieses zu keinem Verbrechen! Gib die Schuld der
Gefahr, in der er sich sahe. Er hoerte, was hier vorging; wie sehr man
ihn zu verkleinern, ihn Dir verdaechtig zu machen suche. Er kam also,
zwar ohne Erlaubnis, aber in der besten Absicht; in der Absicht, sich
zu rechtfertigen und Dich nicht hintergehen zu lassen.
Die Koenigin. Gut; so will ich ihn denn sehen, und will ihn gleich
sehen.--Oh, meine Rutland, wie sehr wuensche ich es, ihn noch immer
ebenso rechtschaffen zu finden, als tapfer ich ihn kenne!
Rutland. Oh, naehre diese guenstige Gedanke! Deine koenigliche Seele
kann keine gerechtere hegen.--Rechtschaffen! So wirst Du ihn gewiss
finden. Ich wollte fuer ihn schwoeren; bei aller Deiner Herrlichkeit
fuer ihn schwoeren, dass er es nie aufgehoeret zu sein. Seine Seele ist
reiner als die Sonne, die Flecken hat und irdische Duenste an sich
ziehet und Geschmeiss ausbruetet.--Du sagst, er ist tapfer; und wer sagt
es nicht? Aber ein tapferer Mann ist keiner Niedertraechtigkeit faehig.
Bedenke, wie er die Rebellen gezuechtiget; wie furchtbar er Dich dem
Spanier gemacht, der vergebens die Schaetze seiner Indien wider Dich
verschwendete. Sein Name floh vor Deinen Flotten und Voelkern vorher,
und ehe diese noch eintrafen, hatte oefters schon sein Name gesiegt.
Die Koenigin (beiseite). Wie beredt sie ist!--Ha! dieses Feuer, diese
Innigkeit,--das blosse Mitleid gehet so weit nicht.--Ich will es gleich
hoeren!--(Zu ihr.) Und dann, Rutland, seine Gestalt--
Rutland. Recht, Koenigin; seine Gestalt.--Nie hat eine Gestalt den
innern Vollkommenheiten mehr entsprochen!--Bekenn' es, Du, die Du
selbst so schoen bist, dass man nie einen schoenern Mann gesehen! So
wuerdig, so edel, so kuehn und gebieterisch die Bildung! Jedes Glied,
in welcher Harmonie mit dem andern! Und doch das ganze von einem so
sanften lieblichen Umrisse! Das wahre Modell der Natur, einen
vollkommenen Mann zu bilden! Das seltene Muster der Kunst, die aus
hundert Gegenstaenden zusammensuchen muss, was sie hier beieinander
findet!
Die Koenigin (beiseite). Ich dacht' es!--Das ist nicht laenger
auszuhalten.--(Zu ihr.) Wie ist dir, Rutland? Du geraetst ausser dir.
Ein Wort, ein Bild ueberjagt das andere. Was spielt so den Meister
ueber dich? Ist es bloss deine Koenigin, ist es Essex selbst, was diese
wahre, oder diese erzwungene Leidenschaft wirket?--(Beiseite.) Sie
schweigt; ganz gewiss, sie liebt ihn.--Wa
|