er Stimme:
"Ich bitte Eure Majestaet um Verzeihung, dass ich es wage, noch in so
vorgerueckter Abendstunde um Gehoer zu bitten; aber die beunruhigenden
Nachrichten, welche die ganze politische Welt erfuellen, machen es mir
zur Pflicht, mich unverzueglich des Auftrages zu entledigen, welchen der
Graf Beust, der seine Badekur in Gastein verschoben hat, mir so eben
ertheilte."
Der Kaiser laechelte ein wenig, neigte leicht das Haupt und sprach:
"Sie wissen, lieber Fuerst, dass Ihr Besuch mir zu jeder Zeit angenehm und
erfreulich ist, auch wenn Sie mir keine Mittheilung des Grafen Beust zu
machen haetten. Der Besuch eines Freundes ist immer willkommen, und zu
meinen Freunden gehoert der Fuerst Metternich ebenso sehr als der
Botschafter des Kaisers von Oesterreich."
Der Fuerst dankte durch eine ehrerbietige Verneigung fuer die freundlichen
Worte des Kaisers und fuhr dann in demselben ernsten Ton wie vorher
fort:
"Das guetige Wohlwollen Eurer Majestaet, von welchem ich schon so viele
Beweise erhalten habe, und welches Sie so eben von Neuem auszusprechen
die Gnade haben, giebt mir die Hoffnung, dass Sie auch dem, was ich Ihnen
zu sagen habe, ein gnaediges und aufmerksames Ohr schenken werden. Sire,"
sprach er weiter, "die Regierung meines allergnaedigsten Herrn kann sich
der Besorgniss nicht erwehren, dass die Eroerterungen, welche zwischen
Frankreich und Preussen in diesem Augenblick ueber die Hohenzollersche
Candidatur Statt finden, bei der hoch gehenden Aufregung der
Volksstimmung in Frankreich und bei dem Beginn einer aehnlichen Aufregung
in Deutschland zu ernsten Conflicten und gefaehrlichen Catastrophen
fuehren moechte. Ich habe zu verschiedenen Zeiten zu meiner grossen
Genugthuung Gelegenheit gehabt, Eurer Majestaet gegenueber zu constatiren,
dass die politischen Interessen Frankreichs und Oesterreichs in allen
grossen Fragen die gleichen seien, und dass eine gleichmaessige Behandlung
aller dieser Fragen im Interesse beider Staaten liege. Die gleiche
Versicherung hat auch der Herzog von Gramont waehrend seines Aufenthalts
in Wien bei jeder Gelegenheit von dem Reichskanzler selbst erhalten."
Der Kaiser neigte zustimmend den Kopf.
"Graf Beust hat aber bei allen solchen Gelegenheiten," fuhr der Fuerst
Metternich fort, "dem Herzog gegenueber auch ganz bestimmt betont, dass
Oesterreich noch auf lange hinaus nicht in der Lage sei, an irgend einer
militairischen Action, selbst wenn dieselbe in seinem Interesse lie
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