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gehoeren, sagen sie _mis parientes_, meine Verwandten.
Zu diesen Ursachen, die sich nur auf die Vereinzelung beziehen, deren
Einfluss sich ja auch bei den europaeischen Juden, bei den indischen Kasten
und allen Gebirgsvoelkern bemerklich macht, kommen nun noch andere, bisher
weniger beachtete. Ich habe schon frueher bemerkt, dass es vorzueglich die
Geistesbildung ist, was Menschengesichter von einander verschieden macht.
Barbarische Nationen haben vielmehr eine Stamm- oder Hordenphysiognomie
als eine, die diesem oder jenem Individuum zukaeme. Der wilde Mensch
verhaelt sich hierin dem gebildeten gegenueber wie die Thiere einer und
derselben Art, die zum Theil in der Wildnis leben, waehrend die andern in
der Umgebung des Menschen gleichsam an den Segnungen und den Uebeln der
Cultur Theil nehmen. Abweichungen in Koerperbau und Farbe kommen nur bei
den Hausthieren haeufig vor. Welcher Abstand, was Beweglichkeit der Zuege
und mannigfaltigen physiognomischen Ausdruck betrifft, zwischen den
Hunden, die in der neuen Welt wieder verwildert sind, und den Hunden in
einem wohlhabenden Hause, deren geringste Launen man befriedigt! Beim
Menschen und bei den Thieren spiegeln sich die Regungen der Seele in den
Zuegen ab, und die Zuege werden desto beweglicher, je haeufiger,
mannigfaltiger und andauernder die Empfindungen sind. Aber der Indianer in
den Missionen, von aller Cultur abgeschnitten, wird allein vom physischen
Beduerfniss bestimmt, und da er dieses im herrlichen Klima fast muehelos
befriedigt, fuehrt er ein traeges, einfoermiges Leben. Unter den
Gemeindegliedern herrscht die vollkommenste Gleichheit, und diese
Einfoermigkeit, diese Starrheit der Verhaeltnisse drueckt sich auch in den
Gesichtszuegen der Indianer aus.
Unter der Zucht der Moenche wandeln heftige Leidenschaften, wie Groll und
Zorn, den Eingeborenen ungleich seltener an, als wenn er in den Waeldern
lebt. Wenn der wilde Mensch sich raschen, heftigen Gemuethsbewegungen
ueberlaesst, so wird sein bis dahin ruhiges, starres Gesicht auf einmal
krampfhaft verzerrt; aber seine Aufregung geht um so rascher vorueber, je
staerker sie ist. Beim Indianer in den Missionen dagegen ist, wie ich am
Orinoco oft beobachten konnte, der Zorn nicht so heftig, nicht so offen,
aber er haelt laenger an. Uebrigens ist es auf allen Stufen menschlicher
Entwicklung nicht die Staerke oder die augenblickliche Entfesselung der
Leidenschaften, was den Zuegen den eigentlichen Ausdruck gibt,
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