chst, diess ruehre daher, dass alle germanischen Sprachen oder alle
Sprachen des lateinischen Europas eine Menge Wurzeln mit einander gemein
haben; man vergisst, dass es neben dieser Aehnlichkeit der Laute eine andere
gibt, die Voelker von gemeinsamem Ursprung noch ungleich tiefer anregt. Die
Sprache ist keineswegs ein Ergebniss willkuehrlicher Uebereinkunft; der
Mechanismus der Flexionen, die grammatischen Formen, die Moeglichkeit der
Inversionen, Alles ist ein Ausfluss unseres Innern, unserer eigenthuemlichen
Organisation. Im Menschen lebt ein unbewusst thaetiges und ordnendes
Princip, das bei Voelkern von verschiedener Race auch verschieden angelegt
ist. Das mehr oder weniger rauhe Klima, der Aufenthalt im Hochgebirg oder
am Meeresufer, die ganze Lebensweise moegen die Laute umwandeln, die
Gemeinsamkeit der Wurzeln unkenntlich machen und ihrer neue erzeugen; aber
alle diese Ursachen lassen den Bau und das innere Getriebe der Sprachen
unberuehrt. Die Einfluesse des Klimas und aller aeussern Verhaeltnisse sind ein
verschwindendes Moment dem gegenueber, was der Racencharakter wirkt, die
Gesammtheit der dem Menschen eigenthuemlichen, sich vererbenden Anlagen.
In Amerika nun -- und dieses Ergebniss der neuesten Forschungen ist fuer die
Geschichte unserer Gattung von der hoechsten Bedeutung -- in Amerika haben
vom Lande der Eskimos bis zum Orinoco, und von den heissen Ufern dieses
Flusses bis zum Eis der Magellanschen Meerenge den Wurzeln nach ganz
verschiedene Stammsprachen so zu sagen dieselbe Physiognomie. Nicht allein
ausgebildete Sprachen, wie die der Incas, das Aymare, Guarany, Cora und
das Mexicanische, sondern auch sehr rohe Sprachen zeigen in ihrem
grammatischen Bau die ueberraschendsten Aehnlichkeiten. Idiome, deren
Wurzeln einander um nichts aehnlicher sind als die Wurzeln des Slavischen
und des Baskischen, gleichen einander im inneren Mechanismus wie Sanskrit,
Persisch, Griechisch und die germanischen Sprachen. So findet man fast
ueberall in der neuen Welt, dass die Zeitwoerter eine ganze Menge Formen und
Tempora haben, ein kuenstliches, sehr verwickeltes Verfahren, um entweder
durch Flexion der persoenlichen Fuerwoerter, welche die Wortendungen bilden,
oder durch Einschieben eines Suffixes zum voraus Wesen und Verhaeltnisse
des Subjekts zu bezeichnen, um anzugeben, ob dasselbe lebendig ist oder
leblos, maennlichen oder weiblichen Geschlechts, einfach oder in vielfacher
Zahl. Eben wegen dieser allgemeinen Aehnlic
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