m den grossen See Maracaybo liegen. Er hatte auf einem
Caperschiff von St. Domingo gedient und war in Folge eines Streits mit dem
Capitaen, als das Schiff aus dem Hafen von Cumana auslief, an der Kueste
zurueckgelassen worden. Er hatte das Signal bemerkt, das wir aufstellen
lassen, um die Hoehe der Fluth zu beobachten, und hatte gelauert, um uns
auf dem Strande anzufallen. Aber wie kam es, dass er, nachdem er einen von
uns niedergeschlagen, sich mit dem Raub eines Hutes zu begnuegen schien? Im
Verhoer waren seine Antworten so verworren und albern, dass wir nicht klug
aus der Sache werden konnten; meist behauptete er, seine Absicht sey nicht
gewesen, uns zu berauben; aber in der Erbitterung ueber die schlechte
Behandlung am Bord des Capers von St. Domingo, habe er dem Drang, uns
eines zu versetzen, nicht widerstehen koennen, sobald er uns habe
franzoesisch sprechen hoeren. Da der Rechtsgang hier zu Lande so langsam
ist, dass die Verhafteten, von denen die Gefaengnisse wimmeln, sieben, acht
Jahre auf ihr Urtheil warten muessen, so hoerten wir wenige Tage nach
unserer Abreise von Cumana nicht ohne Befriedigung, der Zambo sey aus dem
Schlosse San Antonio entsprungen.
Trotz des Unfalls, der Bonpland betroffen, war ich andern Tags, am
28. October um fuenf Uhr Morgens auf dem Dach unseres Hauses, um mich zur
Beobachtung der Sonnenfinsterniss zu ruesten. Der Himmel war klar und rein.
Die Sichel der Venus und das Sternbild des Schiffes, das durch seine
gewaltigen Nebelflecke nahe aneinander so stark hervortritt, verschwanden
in den Strahlen der aufgehenden Sonne. Ich hatte mir zu einem so schoenen
Tag um so mehr Glueck zu wuenschen, als ich seit mehreren Wochen wegen der
Gewitter, die regelmaessig zwei, drei Stunden nach dem Durchgang der Sonne
durch den Meridian in Sued und Suedost aufzogen, die Uhren nicht nach
correspondirenden Hoehen hatte richten koennen. Ein roethlichter Dunst, der
in den tiefen Luftschichten auf den Hygrometer fast gar nicht wirkt,
verschleierte bei Nacht die Sterne. Diese Erscheinung war sehr
ungewoehnlich, da man in andern Jahren oft drei, vier Monate lang keine
Spur von Wolken und Nebel sieht. Ich konnte den Verlauf und das Ende der
Sonnenfinsterniss vollstaendig beobachten. Das Ende der Finsterniss war um
2 Uhr 14 Minuten 23,4 Secunden mittlerer Zeit in Cumana. Das Ergebniss
meiner Beobachtung wurde nach den alten Tafeln von Ciccolini in Bologna
und Triesnecker in Wien berechnet und in der _Conaissance
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