n.
Als wir zur See von Cumana nach Guayra gingen, war unser Plan der: wir
wollten bis zum Ende der Regenzeit in Caracas bleiben, von dort ueber die
grossen Ebenen oder *Llanos* in die Missionen am Orinoco reisen, diesen
ungeheuren Strom suedlich von den Cataracten bis zum Rio Negro und zur
Grenze von Brasilien hinauffahren und ueber die Hauptstadt des spanischen
Guyana, gemeiniglich wegen ihrer Lage *Angostura*, d. h. Engpass geheissen,
nach Cumana zurueckkehren. Wie lange wir zu dieser Reise von 700 Meilen,
wovon wir ueber zwei Drittheile im Canoe zu machen hatten, brauchen wuerden,
liess sich unmoeglich bestimmen. Auf den Kuesten kennt man nur das Stueck des
Orinoco nahe an seiner Muendung; mit den Missionen besteht lediglich kein
Handelsverkehr. Was jenseits der Llanos liegt, ist fuer die Einwohner von
Cumana und Caracas unbekanntes Land. Die einen glauben, die mit Rasen
bedeckten Ebenen von Calabozo ziehen sich achthundert Meilen gegen Sued
fort und stehen mit den Steppen oder Pampas von Buenos Ayres in
Verbindung; andere halten wegen der grossen Sterblichkeit unter den Truppen
Iturriagas und Solanos auf ihrem Zug an den Orinoco alles Land suedlich von
den Katarakten von Amtes fuer aeusserst ungesund. In einem Lande, wo man so
wenig reist, findet man Gefallen daran, den Fremden gegenueber die
Gefahren, die vom Klima, von wilden Thieren und Menschen drohen, zu
uebertreiben. Wir waren an diese Abschreckungsmittel, welche die Colonisten
mit naiver und gutgemeinter Offenheit in Anwendung bringen, noch nicht
gewoehnt; trotzdem hielten wir an dem einmal gefassten Entschlusse fest. Wir
konnten auf die Theilnahme und Unterstuetzung des Statthalters der Provinz,
Don Vicente Emparan, uns verlassen, so wie auf die Empfehlungen der
Franziscanermoenche, welche an den Ufern des Orinoco die eigentlichen
Herren sind.
Zum Glueck fuer uns war einer dieser Geistlichen, Juan Gonzales, eben in
Cumana. Dieser junge Moench war nur ein Laienbruder, aber sehr verstaendig,
gebildet, voll Leben und Muth. Kurz nach seiner Ankunft auf der Kueste
hatte er sich bei Gelegenheit der Wahl eines neuen Gardians der Missionen
von Piritu, wobei im Kloster zu Nueva Barcelona immer grosse Aufregung
herrscht, das Missfallen seiner Obern zugezogen. Die siegende Partei uebte
eine durchgreifende Reaction, welcher der Laienbruder nicht entgehen
konnte. Er wurde nach Esmeralda geschickt, in die letzte Mission am obern
Orinoco, beruechtigt durch die Unzahl boe
|